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Computerbasierte Modellierung negativer Zukunftsperspektiven bei Personen mit depressiven Symptomen
Antragsteller
Keisuke Takano, Ph.D.
Fachliche Zuordnung
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung
Förderung von 2019 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 415624938
Eine negativ verzerrte Sicht auf die Zukunft stellt ein Kernsymptom depressiven Denkens dar. So überschätzen Betroffene die Intensität zukünftig negativen Affekts und unterschätzen die Intensität positiven Affekts (negative affective forecasting). Die Verzerrungen bei der Vorstellung affektiver Zustände ziehen dysfunktionale Strategien der Emotionsregulation nach sich . Sowohl theoretischen Modellen als auch empirischer Evidenz zufolge stellen die negativen Zukunftserwartungen nicht nur ein Symptom, sondern ebenfalls einen Risikofaktor der Depression dar. Trotz umfangreicher Forschung in diesem Bereich ist weiterhin unklar, wie bei Personen mit depressiven Symptomen oder einer bestehenden Vulnerabilität die Annahme entsteht, dass negative affektive Zustände andauernd bestehen bleiben. Obwohl bestehende ätiologische Modelle postulieren, dass kognitive Verzerrungen die Folge maladaptiver kognitiver Schemata sind, können diese latenten Konstrukte empirisch nur schwer überprüft werden. Vor dem Hintergrund einer eingeschränkten prädiktiven Validität der dargestellten Modelle und Studienergebnisse besteht ein dringender Bedarf an neuen methodischen Ansätzen um untersuchen zu können, wie sich kognitive Verzerrung in Bezug auf Vorstellung und Vorhersage zukünftiger affektiver Zustände entwickeln und welche spezifischen Prozesse die Verzerrungen sowie die Entstehung depressiver Symptome begünstigen. Ziele des beantragten Projekts sind, (a) Prozesse, die an der Entstehung negativer Zukunftsvorhersagen (negative affective forecasts) beteiligt sind, zu modellierenund (b) systematisch zu untersuchen, ob individuelle Unterschieden bezüglich dieser Prozesse mit depressiver Symptomatik assoziiert sind. Zu diesem Zweck soll in der geplanten Studie geprüft werden, ob depressive Symptome mit Schwierigkeiten assoziiert sind, Vorhersagen über emotionale Veränderungen anzupassen, d.h., es wird trotz abnehmendem negativen Affekt an der Annahme festgehalten, dass der negative affektive Zustand anhalten wird. Dieses Modell des belief-updating wird mittels eines statistischen Filters überprüftund soll in Laborstudien sowie zur Erhöhung der ökologischen Validität auch im Alltag mittels experience sampling untersucht werden. Darüber hinaus soll mit einem prospektiven Design geprüft werden, ob die kognitiven Verzerrungen die depressive Symptomatik nach sechs Monaten vorhersagen. Das beantragte Projekt verspricht grundlegende Erkenntnisse bezüglich der Mechanismen, die das Auftreten negativer Zukunftserwartungen begünstigen. Der innovative methodologische Ansatz ermöglicht es, die Annahmen bestehender ätiologischer Modelle weiterzuentwickeln und die prädiktive Validität negativ verzerrter Gedanken als Risikofaktor zu erhöhen. Ein vertieftes Wissen über die zugrundeliegenden Prozesse ist zentral für die Entwicklung neuer und die Verbesserung therapeutischer Interventionen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen