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Erstellung und linguistische Auswertung eines elektronischen Korpus afroamerikanischer Briefe aus dem 19. Jahrhundert

Fachliche Zuordnung Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Förderung Förderung von 2007 bis 2012
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 41571143
 
Erstellungsjahr 2013

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Ausgangspunkt der Projektintention war die in der amerikanischen Soziolinguistik anhaltende Diskussion über die Frage, inwiefern das "African American English" britisch‐dialektalen oder afrikanisch‐kreolischen Ursprungs ist (bzw., in moderateren neueren Formen dieser Thesen wie die jeweiligen Einflüsse zu gewichten sind). Als vielversprechend erwiesen sich hierfür in früheren Arbeiten Briefe semi‐literater schwarzer Sprecher / Schreiber aus dem 19. Jh., weil darin unreflektiert wichtige nonstandardsprachliche Formen wiedergegeben werden. Solche Briefe sind teilweise von Historikern ausgewertet und publiziert worden, teilweise in Archiven zu finden, wenn auch, auf Grund unterschiedlicher Interessenlagen von Linguisten und Archivaren, schwer zu identifizieren. Ziel des Projekts war der Aufbau eines umfangreichen elektronischen Textkorpus solcher Briefe, das dann mit Hilfe einschlägiger Analysesoftware (v.a. durch das Programm WordSmith) systematischer sprachwissenschaftlicher Analyse zugänglich gemacht wird. Dieses Ziel wurde nicht nur in vollem Umfang erreicht sondern beträchtlich übererfüllt: Statt einer Zahl von ursprünglich ca. 400 anvisierten Briefen als Korpusumfang wurden nun insgesamt 1532 Briefe gesammelt und digitalisiert. Ausgangspunkt waren ca. 300 von dem Projektpartner Prof. Michael Montgomery seit längerer Zeit in Archiven ermittelte und gesammelte Briefe. Diese wurden ergänzt durch in historischen Monographien publizierte einschlägige Briefe, eine Auswahl von auf Mikrofiche durch die American Colonization Society zugänglich gemachten Briefen, und durch zahlreiche weitere 2008 auf einer ca. zweimonatigen Ermittlungsreise der Projektmitarbeiterin Dr. Siebers durch 18 Archive in 8 Bundesstaaten gefundene handschriftliche Briefe. Die Überführung in ein elektronisches Korpus erfolgte in unterschiedlicher Weise: publizierte Briefe wurden gescannt und soweit möglich später mit handschriftlichen Originalfassungen korrigierend abgeglichen; handschriftliche Briefe wurden nach konkreten Formalvorgaben durch studentische Hilfskräfte in Textfiles eingegeben. Alle Briefe wurden mehrfach korrekturgelesen und mit Headern versehen, die in strukturierter Kurzform Auskunft über zentrale Parameter des jeweiligen Briefes geben (z.B. Schreiber, Datum, Adressat, Ort). Diese Vorgangsweisen orientieren sich an gängigen korpuslinguistischen Konventionen (etwa hinsichtlich der Markierung unleserlicher Textstellen, der Bewahrung der Zeilenstruktur, etc.). Der Gesamtbestand an Briefen kann auch über eine Datenbank, die auch zur Überprüfung des Arbeitsfortschritts eingesetzt wurde, erschlossen werden. Das Projekt und Korpus wurden mehrfach auf einschlägigen Konferenzen v.a. in den USA vorgestellt. Auswertungen des Materials sind bisher nur ansatzweise und für einzelne Bereiche erfolgt, nachdem sich durch den deutlich erhöhten Umfang des Korpus gegenüber der ursprünglichen Planung die Bearbeitung bis in die jüngere Zeit erstreckt hat. Die ersten Ergebnisse zeigen jedoch deutlich die Relevanz und den Wert des Materials für die anvisierten dialekthistorischen Fragestellungen und bestätigen die von beiden Quellen beeinflusste sprachliche Entstehungsgeschichte des schwarzen Dialekts. Weitere und umfangreiche Auswertungen auch in Form einer Forschungsmonographie befinden sich in Bearbeitung.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • 2012. "Tracking the evolution of vernaculars: Corpus linguistics and Earlier Southern US Englishes." In: Joybrato Mukherjee and Magnus Huber, eds. Corpus Linguistics and Variation in English: Theory and Description. Amsterdam, New York: Rodopi 2012, 185‐212
    Schneider, Edgar W.
 
 

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