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Prognose des Sprachverstehens nach Cochlea-Implantation: Einfluss von kortikaler Plastizität und kognitiven Fähigkeiten
Antragstellerin
Professorin Dr. Pascale Sandmann
Fachliche Zuordnung
Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Phoniatrie und Audiologie
Förderung
Förderung von 2018 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 415896102
Bei Patienten mit einem Cochlea-Implantat (CI) zeigt sich eine große Variabilität im Sprachverstehen. Es ist davon auszugehen, dass diese Variabilität auf Unterschiede bei einzelnen Einflussfaktoren zurückzuführen ist, insbesondere bei demographischen, audiologischen und Implantat-spezifischen Faktoren. Ziel des beantragten Projekts ist es zu klären, ob die Variabilität beim Sprachverstehen durch die Berücksichtigung von weiteren kognitiven Faktoren und elektrophysiologischen Messwerten präziser erklärt und ob bei CI-Trägern das individuelle Sprachverstehen mit Hilfe dieser Faktoren vor der Implantation vorhergesagt werden kann. Darüber hinaus soll untersucht werden, wie sich cross-modale Plastizität im auditiven Kortex (d.h. die Übernahme des sensorisch deprivierten Kortex durch die verbleibenden intakten Sinnessysteme) auf die initiale und die höher-kognitive auditive Sprachverarbeitung bei CI-Trägern auswirkt. Es ist eine prospektive Längsschnittstudie mit Elektroenzephalographie (EEG) geplant, in der postlingual ertaubte CI-Träger und Normalhörende zu drei Zeitpunkten mit visuellen und auditiven Reizen getestet werden. Zusätzlich zu den EEG-Paradigmen werden die Probanden mit neuropsychologischen und ton-/sprachaudiometrischen Testverfahren untersucht. Die Datenerhebung zu verschiedenen Zeitpunkten mit visuellen und auditiven Reizen ermöglicht es, intra-modale und cross-modale Plastizität (Veränderung der auditiven bzw. visuellen Aktivierung im auditiven Kortex) bei CI-Trägern zu analysieren. So können auch mögliche kausale Zusammenhänge zwischen dem Sprachverstehen einerseits und kortikaler Plastizität, demographischen, audiologischen, Implantat-spezifischen Faktoren sowie kognitiven Fähigkeiten andererseits aufgezeigt werden. Das geplante Projekt beginnt mit einer Explorationsphase, in der mit Hilfe von Regressionsanalysen untersucht wird, ob und wie stark individuelle Parameter zusammenhängen. Danach folgt eine Kreuzvalidierungsphase, in der die identifizierten Zusammenhänge zwischen den individuellen Parametern und dem Sprachverstehen bei CI-Trägern (intern) validiert werden.Die durch das Projekt gewonnenen Ergebnisse erlauben wichtige Rückschlüsse bezüglich Einfluss von individuellen Faktoren auf das CI-Versorgungsergebnis und tragen dazu bei, die Variabilität im CI-Versorgungsergebnis präzise zu verstehen. Darüber hinaus liefert das Projekt wichtige Erkenntnisse zur Frage, ob bei CI-Trägern eine Vorhersage des Sprachverstehens zum Zeitpunkt vor der Implantation möglich ist. Eine Prognose des Versorgungsergebnisses ist von großer klinischer Relevanz, weil sie einerseits eine realistische Erwartung im Hinblick auf das Sprachverstehen nach der Implantation und andererseits eine Risiko-Nutzen-Abwägung der CI-Versorgung aus medizinischer Sicht ermöglicht. Auch kann eine solche Prognose zur Entwicklung bzw. Anwendung von individualisierten Therapieverfahren (z.B. Trainingsprogramme) nach der Cochlea-Implantation beitragen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortlich
Professor Dr. Martin Hellmich