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Hierarchie und Hybridität des Geldes in einem fragmentierten Kontinent: Europas monetäre Architektur nach der Eurokrise

Antragsteller Dr. Steffen Murau
Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Wirtschaftstheorie
Förderung Förderung von 2018 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 415922179
 
In meiner Forschung entwickle ich eine politökonomische Theorie des institutionellen Wandels in Kreditgeldsystemen. Dabei wende ich den aufstrebenden funktionalistischen Forschungsansatz der Money View an. Mit diesem Projekt möchte ich untersuchen, wie sich die Architektur der Europäischen Währungsunion (EWU) verändert hat, und ihre einzigartige hierarchische und hybride Struktur herausarbeiten, die auf staatlicher und privater, nationaler und supranationaler Geldschöpfung beruht. Dabei wende ich ein auf Fallstudien und internationaler Kollaboration basierendes institutionalistisches Forschungsdesign an, um die Transformation der EWU während der Eurokrise bis zur heutigen monetären Realität nachzuvollziehen. Laut ursprünglichem Design der EWU Architektur sollte die EZB eine supranationale monetäre Basis bereitstellen, während die Geldschöpfung durch Privat- und Schattenbanken überwiegend national organisiert war. Nach einem ersten erfolgreichen Jahrzehnt brachte die Eurokrise die EWU 2009 an den Rand des Zusammenbruchs. Die endogenen Krisendynamiken und die nachfolgenden politischen Reformen haben die Weise grundlegend verändert, wie Geldschöpfung innerhalb der EWU stattfindet: Private Geldschöpfung durch Banken und Schattenbanken in Form von Bankeinlagen und Repos ging stark zurück. Dies wurde mit neuartiger staatlicher Geldschöpfung in der Form von TARGET2-Salden automatisch kompensiert. Daneben wurden unterschiedliche politische Reformen implementiert, innerhalb der Grenzen von EU-Entscheidungsfindungsmechanismen zwischen Mitgliedsstaaten und EU Institutionen. Als Resultat wurde die EZB zum zentralen Akteur innerhalb des Kräftegleichgewichts der EWU. Obwohl sie ursprünglich als regelbasierte und politisch beschränkte Institution konzipiert worden war, hat die EZB nun weitreichenden diskretionären Spielraum, den sie genutzt hat, um mit Quantitative Easing (QE) eine neue Form von staatlicher Geldschöpfung einzuführen.Damit unterscheidet sich die Architektur der EWU heute grundlegend von der ursprünglich geplanten. Allerdings entspricht sie nicht annährend dem europäischen „Superstaat“ mit einer vollwertigen EU-Regierung, Finanzministerium und vergemeinschafteten Staatsschulden, den die Schöpfer der Währungsunion als Folge einer beinahe teleologischen Entwicklung erwartet hatten. Nach der von der Krise und Krisenintervention angestoßenen Transformation ist die EWU heute ein idiosynkratisches Gebilde, in dem staatliche und private Geldschöpfung auf nationaler und internationaler Ebene auf historisch beispiellose Weise organisiert ist, die bislang nicht systematisch erfasst ist. Das vorgeschlagene Projekt möchte sich dieser Forschungslücke zuwenden. Ich werde analysieren, wie sich die Mechanismen von privater an staatlicher Geldschöpfung während und nach der Eurokrise verändert und dadurch die EWU-Architektur im Ganzen transformiert haben. Darauf aufbauend werde ich eine politökonomische Erklärung entwickeln, die den Prozess theoretisch fasst.
DFG-Verfahren Forschungsstipendien
Internationaler Bezug USA
 
 

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