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China in Standardmaßen. Die lokalen und translokalen Dimensionen der chinesischen Reformen der Maße und Gewichte (ca. 1927-1937)

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Asienbezogene Wissenschaften
Förderung Förderung von 2019 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 416989537
 
Dieses Forschungsprojekt untersucht die vielschichtigen Dimensionen der Reformen zur Vereinheitlichung der Gewichts- und Längenmaße im China der Republikzeit, insbesondere während der Nanking-Dekade (1927-1937). In dieser Zeit versuchte die chinesische Regierung, das metrische Einheitssystem flächendeckend einzuführen. Allerdings führten diese Reformen nicht zu einem klaren Übergang von einem System in ein anderes, und zwar aus zwei verschiedenen Hauptgründen. Erstens war die Landschaft chinesischer Gewichts- und Längeneinheiten ohnehin extrem fragmentiert, und bereits unter der Qing-Dynastie hatte kein einheitliches Einheitensystem bestanden. Zweitens wurde das Geflecht chinesischer Maße und Gewichte nicht alleine vom metrischen Einheitssystem beeinflusst. Vielmehr bestand in den internationalen Konzessionen chinesischer Städte sowie im Einflussbereich größerer internationaler Firmen ein Pluralismus verschiedener (beispielsweise auch britischer oder japanischer) internationaler Standards. Die mit der Einführung des metrischen Einheitensystems verbundenen Reformen waren somit Teil eines komplexen Umfelds, das von regionaler Fragmentierung und zugleich auch rivalisierenden internationalen Standards gekennzeichnet war. Mit insgesamt vier genau ausgewählten Fallstudien möchte das beantragte Projekt verschiedene Facetten der metrologischen Umbrüche dieser Zeit erforschen. Zwei Fallstudien richten sich auf Regierungsinstitutionen und –vertreter, berücksichtigen jedoch auch die Auswirkungen einzelner Politikfelder auf bestimmte Teile der chinesischen Gesellschaft. In den anderen beiden Fallstudien stehen Gruppen wie etwa Intellektuelle oder Kleinhändler im Vordergrund. Hier soll genauer erforscht werden, wie derartige Akteure ihre eigenen Lebenswelten und Interessen im Hinblick auf die metrologischen Reformen aktiv zu entfalten suchten, anstatt sich passiv zu verhalten. In allen Fallstudien sollen die vielförmigen Rollen internationaler Mächte stark berücksichtigt werden – ebenso wie die regionale Vielfalt Chinas. Aus diesem Forschungsprojekt wird eine Studie in Monographielänge hervorgehen. Ein zweites Projektziel besteht darin, eine Sammlung relevanter Primärquellen und Sekundärliteratur (jeweils in verschiedenen Sprachen) zur chinesischen Metrologiegeschichte der Republikzeit auf einer eigenen Website zu veröffentlichen. Beide Schritte sind wichtig, da dieser wichtige Aspekt der chinesischen Geschichte des 20. Jahrhunderts in der historischen Forschung bislang kaum berücksichtigt worden ist. Hier handelt es sich um eine signifikante Forschungslücke, da die metrologischen Reformen wichtige Einblicke in die vielschichtigen Umwälzungen im China der Republikzeit Zeit eröffnen. Diese Umwälzungen führten nicht unbedingt zu einer stärkeren Homogenisierung sondern vor allem auch zu Auseinandersetzungen, Ungleichheiten und Ungleichzeitigkeiten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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