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Die Terrakotten der Achämenidenzeit: Neue Perspektiven auf Basis des unpublizierten Materials von Tell Mardikh, Syrien

Antragstellerin Dr. Maria Gabriella Micale
Fachliche Zuordnung Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Förderung Förderung von 2018 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 416989970
 
Terrakottafiguren bilden einen wichtigen Teil der materiellen Kultur des Vorderen Orients und scheinen auch unter den Achämeniden insbesondere in den westlichen Regionen des Reiches eine zentrale Stellung einzunehmen. Eine umfassende Untersuchung dieses Materials fehlte bislang aus mehreren Gründen: sie werden oft als Produkte der „Volkskultur“ interpretiert; und die Achämenidenzeit ist in der archäologischen Literatur des alten Syrien und Mesopotamien oft unterrepräsentiert. Zwei weitere Faktoren verhinderten eine korrekte Bewertung der Terrakottafiguren dieser Zeit und die Entwicklung einer geeigneten Forschungsmethode im Spektrum der Materialien und Ikonographien Syriens und benachbarter Regionen am Übergang zur zweiten Hälfte des ersten Jahrtausends v. Chr.: das Fehlen zuverlässiger stratifizierter Kontexte und die Bewertung anthropomorpher Figurinen hinsichtlich irreführender Interpretationskategorien, wie bspw. gekleidete vs. nackte Frauenfiguren, griechische vs. "orientalische" Ikonographie, Gottheit vs. Adoranten. Dies hat einen wissenschaftlich konstruierten Interpretationsrahmen zur Folge, der nur mit einem neuen Ansatz bei Einbringung neuer Evidenz zu durchbrechen ist.Die offensichtliche Lückenhaftigkeit des bereits publizierten Bestands an Exemplaren aus der Achämenidenzeit wird substanziell erweitert durch die Untersuchung der koroplastischen Produktion vom Tell Mardikh, dessen unveröffentlichtes Material (ca. 3000 Stück) ein wichtiges Forschungsprogramm in drei Schritten ermöglicht: 1) die grundlegende Erweiterung des Korpus; 2) die kontrollierte Provenienzstratigraphie und damit die Basis für einen Neuvorschlag zur Chronologie; 3) der architektonische Kontext der Provenienz.In Anbetracht der oben angeführten Kritik an der bisherigen Forschung an den Figurinen der Achämenidenzeit können die Hauptziele des Projekts daher wie folgt zusammengefasst werden:1) Erstellung eines Katalogs der Stücke von Tell Mardikh basierend auf der Identifizierung, Klassifizierung und Hierarchisierung relevanter Attribute;2) Lokale Kontextualisierung der Terrakottafiguren in Stratigraphie und architektonische Zusammenhänge am Tell Mardikh;3) Neubewertung der Sammlungen ähnlicher Figurinen der gleichen Periode an anderen Standorten in Syrien (zentral, küstennah und östlich) in Bezug auf Attribute, Produktionstechnik sowie Stratigraphie und architektonischen Kontext; Erstellung einer Verteilungskarte und Vergleiche mit benachbarten Regionen;4) Beurteilung eines archäologischen und historischen Rahmens sowohl für die Interpretation der Herstellung, Verwendung und Verbreitung von Terrakotta-Figurinen, als auch für die Verbreitung der Ikonographien, die für die Terrakottafiguren dieser Zeit in Syrien, im Mittelmeerraum und im Nahen Osten dokumentiert sind.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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