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Psychobiologische Mechanismen beeinträchtigter Belohnungsverarbeitung bei chronischem Schmerz

Fachliche Zuordnung Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften
Förderung Förderung von 2018 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 417307434
 
Chronischer Schmerz ist ein großes Problem, das starkes individuelles Leiden und enorme sozioökonomische Kosten erzeugt. Trotz deutlicher Fortschritte der Schmerzforschung in den letzten Jahrzehnten ist die Schmerztherapie noch immer unzureichend. Diese ist u.a. dadurch bedingt, dass der Hauptfokus der Schmerzforschung auf molekularen und neuronalen Prozessen der Nozizeption (d.h. der neuralen Signalverarbeitung von Reizen, die eine vorhandene oder drohende Gewebeschädigung anzeigen) liegt und facettenreiche persönliche Erfahrungen vernachlässigt werden. Jüngere Arbeiten betonen die potentiell ätiologische und pathogenetische Rolle von emotional-motivationalen Vorgängen bei chronischem Schmerz und gehen damit deutlich über nozizeptive Prozesse hinaus. Es wurde eine negative hedonische Verschiebung, die sich in der Verschiebung von nozizeptiven zu emotional-motivationalen Hirnnetzwerken widerspiegelt, bei chronischen Schmerzen beschrieben. Es wird angenommen, dass durch eine solche Verschiebung, belohnende Reize als weniger belohnend wahrgenommen werden. Ob dies jedoch wirklich der Fall ist, ist aufgrund der vorhandenen Literatur nicht zu beantworten. Die psychobiologischen Mechanismen einer solchen Verschiebung sind noch weitgehend unbekannt. Ziel dieses Projekts ist es, Veränderungen in der Belohnungsverarbeitung und deren neuralen Korrelate in Patienten mit chronischen Schmerzen zu beschreiben. Dazu werden 50 Patienten mit chronischem Rückenschmerz und 50 gesunden Kontrollprobanden in einer Testung mit funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) und einer Labortestung untersucht. In der fMRT-Testung werden die Motivation und das hedonische Erleben mit deren neuralen Korrelate in Bezug zu Geldgewinnen und -verlusten als effektive sekundäre Belohnung und Bestrafung und akuten Schmerzreize als prototypische aversive Reize mit deren Vermeidung als belohnendes Ereignis, sowie die Gewichtung von Geldgewinnen gegenüber Schmerzvermeidung, wenn beide gleichzeitig auftreten, untersucht. In der Labortestung wird die Motivation und das hedonische Erleben in Bezug zu Nahrungsreizen als potente primäre Belohnungsreize auf impliziten und expliziten Ebenen untersucht und eine klinische Untersuchung durchgeführt. Es sollen spezifisch die beschriebenen Veränderungen von Hirnnetzwerken im Zusammenhang mit Wahrnehmungsveränderungen untersucht werden, um eine Lücke in der Literatur zu schließen. Die experimentellen Paradigmen ermöglichen die spezifische und differentielle Beurteilungen von Veränderungen in der Belohnungsverarbeitung, die als möglich Prozesse der Schmerzchronifizierung beschrieben wurden und damit nicht nur aus theoretischer sondern auch klinischer Perspektive wichtig sind. Die erwarteten Ergebnisse werden eine wichtige Basis bilden, um in zukünftige Arbeiten Mechanismen der Belohnungsverarbeitung, die als dysfunktional bei chronischem Schmerz beschrieben wurden, für mechanismen-basierte Interventionen auszunutzen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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