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Enthüllte Architektur : Jüdische Sakral- und Profanbauten in Ostpreußen
Antragstellerin
Dr.-Ing. Kamila Lenartowicz
Fachliche Zuordnung
Architektur, Bau- und Konstruktionsgeschichte, Bauforschung, Ressourcenökonomie im Bauwesen
Kunstgeschichte
Kunstgeschichte
Förderung
Förderung von 2018 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 417449092
Mit dem Forschungsvorhaben zur jüdischen Architektur Ostpreußens wird erstmals die jüdische Architektur einer Region untersucht, über die bislang in der Forschung wenig bekannt ist. Untersucht werden sollen die vielfältigen Bauwerke, die die jüdische Bevölkerung vor allem im Zeitraum zwischen der Verabschiedung des Emanzipationsedikts 1812 und der Auslöschung der Gemeinden durch das Nazi-Regime hervorbrachte. Während die jüdische Architekturgeschichte in den Regionen der heutigen Bundesrepublik in zahlreichen Forschungsprojekten und von verschiedenen Standpunkten aus betrachtet wurde und wird, steht eine systematische Betrachtung des jüdischen Erbes in Ostpreußen bislang aus. Das vorliegende Projekt will untersuchen, wie sich die Bauten einer sozialen, religiös-kulturellen Minderheit in einem deutschen Randgebiet, das unterschiedliche (auch architektonische) Einflüsse aus den Nachbarländern erhielt, entwickelt haben und ob bzw. inwiefern eine spezifisch jüdische Identität in den Bauwerken ablesbar ist. Auf architekturhistorischer und soziokultureller Ebene werden Synagogen, Friedhofshallen und andere Ritualbauten – insgesamt sind 52 Bauten jüdischer Gemeindeeinrichtungen bekannt, wovon 13 nach heutigem Wissen baulich erhalten sind –, aber auch profane Architekturen bis hin zum Wohnungsbau untersucht. Dies erweitert die Perspektive der bisherigen Forschungen zu jüdischer Architektur, die vor allem auf die religiösen Bauten gerichtet ist, hin zu einer kunst- bzw. architekturhistorisch vergleichenden und allgemein kontextaktualisierenden Gesamtschau des Bauens jüdischer Gemeinden und ihrer Angehörigen. Rekonstruiert werden sollen dabei auch Bauprozesse – von der Grundstückswahl über Planung, Genehmigung, Auswahl der Handwerker bis zur Finanzierung – im Hinblick auf die Fragen, welchen Einfluss Behörden und die nicht-jüdische Mehrheitsbevölkerung auf Entscheidungen und Bauablauf ausübten. Mit dem Projekt wird eine große Lücke in der Historiographie zur ostpreußischen Baugeschichte, zur deutsch- jüdischen Geschichte und zur allgemeinen Kulturgeschichte Ostpreußens geschlossen und gleichzeitig ein wichtiger Beitrag zur Erforschung der Architekturgeschichte des 19. und frühen 20. Jahrhunderts geliefert. Erstmals wird ein vollständiger Überblick über das erhaltene und zerstörte jüdische Architekturerbe Ostpreußens vorliegen, der durch intensives Archivstudium und systematische Dokumentationen der aktuellen Zustände erlangt wird. Mit der detaillierten Dokumentation der noch bestehenden aber einigen Fällen vom Verfall und dem vollständigen Verlust bedrohten Synagogenbauten sowie dem Logenhaus in Tilsit, das von Erich Mendelsohn – einem der weltweit wohl bedeutendsten jüdischen Architekten der Moderne – entworfen wurde, werden diese Bauwerke erschlossen und durch wissenschaftliche Betrachtung hoffentlich eine größere Wertschätzung durch die lokale Bevölkerung erfahren, so dass sie auch materiell für die Zukunft bewahrt werden können.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Israel
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner
Professor Dr. Johann Josef Böker; Dr.-Ing. Katrin Keßler; Privatdozent Dr.-Ing. Ulrich Knufinke; Professorin Dr. Ruth Leiserowitz; Vladimir Levin, Ph.D.