Liturgiereform und Orden. Zur Rezeption des Zweiten Vatikanischen Konzils in männlichen Ordensgemeinschaften des deutschen Sprachgebietes

Antragsteller Professor Dr. Jürgen Bärsch; Professor Dr. Winfried Haunerland (†)
Fachliche Zuordnung Katholische Theologie
Förderung Förderung von 2019 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 417679491
 

Projektbeschreibung

Für die Liturgiegeschichte der katholischen Kirche des lateinischen Ritus kann die Bedeutung des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) kaum überschätzt werden. Das Vorhaben, „eine allgemeine Erneuerung der Liturgie sorgfältig in die Wege zu leiten“ (SC 21) hat die Arbeiten an der Reform des Gottesdienstes und des kirchlichen Lebens stark beeinflusst, nicht nur in der katholischen Kirche. Am Prozess der Reform sind verschiedene Institutionen und Organe beteiligt, angefangen bei den römischen Stellen über Kommissionen der Sprachgebiete bis hin zu Akteuren in Bistum, Pfarrei oder in der jeweiligen Ordensgemeinschaft. Grundlegend waren zwar die Erneuerung der liturgischen Ordnungen und eine neue gottesdienstliche Gesetzgebung. Die eigentliche liturgische Erneuerung bestand aber nicht in den amtlich vorgelegten liturgischen Büchern, sondern in der Erneuerung der liturgischen Praxis der Kirche vor Ort. In den vergangenen zehn Jahren wurden die Rezeption der Liturgiekonstitution und der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils in den Ortskirchen des deutschen Sprachgebietes erforscht. Neben der territorialen Gliederung der Kirche in Bistümern und Pfarreien, das heißt den „örtlichen Gemeinden der Gläubigen“ (LG 28), haben jedoch die Ordensgemeinschaften als personale Untergliederungen eine eigene Rezeptionsgeschichte, die bisher noch nie näher untersucht wurde. Das Projekt „Liturgiereform und Orden“ fragt danach, wie in den verschiedenen Ordensgemeinschaften die Liturgie nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil erneuert und damit die von diesem Konzil angestoßene Liturgiereform rezipiert wurde. Das Forschungsprojekt möchte hier paradigmatische Sondierungen vornehmen, um so die Parallelitäten und Unterschiede zu den Bistümern und der Ordensgemeinschaften untereinander beschreiben zu können. Diese liturgiegeschichtliche Bestandsaufnahme ist ein notwendiger Baustein zur Wahrnehmung der kirchlichen Transformationen im deutschen Sprachgebiet der Nachkriegszeit. Das Projekt soll arbeitsorganisatorisch auf drei Säulen ruhen, die untereinander vernetzt sind und ihre Forschungsergebnisse jeweils gegenseitig vermitteln. Eine erste Säule konzentriert sich auf die Erstellung einer elektronischen open-access Bibliographie der gedruckten Ordensritualien im deutschen Sprachgebiet, die bisher ein Desiderat darstellt. Die zweite Säule nimmt mit den Benediktinern und Franziskanern zwei in der Kirchen- und Ordensgeschichte besonders herausragende und einflussreiche Gemeinschaften in den Blick. Eine dritte Säule schließlich widmet sich der Koordination von Forschungsarbeiten der mit dem Projekt kooperierenden Forscher, die aus dem Blickwinkel verschiedener Ordensgemeinschaften jeweils Fallstudien zur Rezeption der Liturgiereform erarbeiten, das Bild damit deutlich ausweiten und die Möglichkeit zu einer vergleichenden Zusammenschau eröffnen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Mitverantwortlich Martin Fischer