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Künstlerische Praxis während der Kulturrevolution (1966–1976): Akteure, Medien, Institutionen
Antragstellerin
Professorin Dr. Juliane Noth
Fachliche Zuordnung
Kunstgeschichte
Asienbezogene Wissenschaften
Asienbezogene Wissenschaften
Förderung
Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 417842358
Unter dem Begriff “Kunst der Kulturrevolution“ werden meistens die visuelle Kultur der Roten Garden (1966–1968) und die offizielle Kunst der 1970er Jahre zusammengefasst. Dieses Forschungsvorhaben soll dazu dienen, ein differenzierteres Bild der künstlerischen Praktiken in den Jahren zwischen 1966 und 1976 zu zeichnen. Dazu werden neben dem obengenannten Material auch Arbeiten von Künstlern berücksichtigt, die ursprünglich etabliert waren, aber 1966 ihre Posten verloren, und solche von jüngeren Künstlern, die im Verborgenen und außerhalb des staatlich geduldeten Systems arbeiteten. Durch den Beginn der Kulturrevolution wurden die akademischen und künstlerischen Institutionen sozialistischen China, die seit den 1950er Jahren aufgebaut worden waren, aufgelöst. An Schulen und Universitäten fand kein Unterricht mehr statt, die Künstlerverbände wurden aufgelöst und Zeitschriften eingestellt. Erst zu Beginn der 1970er Jahre nahmen einige der Institutionen ihre Arbeit wieder auf. Vormals etablierte Künstler, die misshandelt wurden, und rebellierende Studenten mussten sich ebenso mit der sich ständig ändernden Situation auseinandersetzen wie Arbeiter und Bauern, die zu Amateurkünstlern ausgebildet wurden. Sie alle mussten ihre künstlerischen Praktiken kontinuierlich anpassen.Es soll untersucht werden, wie verschiedene Akteure auf die strukturellen Bedingungen der Kulturrevolutionszeit reagierten und wie diese Bedingungen ihre künstlerischen Praktiken formten. Während politische Vorgaben und Zensur der künstlerischen Produktion einen sehr engen und einförmigen Rahmen setzten, entwickelten Künstlerinnen und Künstler ästhetische Kriterien, um diese Vorgaben umzusetzen oder sich ihnen zu widersetzen. Ich werde beschreiben, wie sie Freiräume für ihre Arbeit schufen, wie Künstler in unterschiedlichen sozialen Situationen dennoch durch Lehrer-Schüler-Beziehungen, gemeinsame Projekte, institutionelle Verbindungen und politische Konflikte verbunden waren, und wie künstlerische Praktiken durch Schulen und Akademien, Ausstellungen und Publikationen organisiert, kontrolliert und öffentlich gemacht wurden. Ziel des Projektes ist es, eine vielschichtige und methodisch reflektierte Geschichte der Kunst der Kulturrevolution zu schreiben, die die Verbindungen und Brüche mit den Praktiken und Organisationen der Jahre vor und nach der Kulturrevolution beschreibt und aufzeigt, dass die Radikalen, die Offiziellen und die Unterdrückten an den gleichen sozialen und politischen Umständen teilhatten.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen