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Lokale Selbstregelungen im Judäa des zweiten Jahrhunderts v. Chr.: historische und literarische Perspektiven
Antragstellerin
Professorin Dr. Barbara Schmitz
Fachliche Zuordnung
Katholische Theologie
Förderung
Förderung von 2019 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 391467173
Gegenstand des Teilprojekts sind die massiven Konflikte um die Gestaltung des Kults und des way of life im Judäa des 2. Jahrhunderts v. Chr. Einzelne Gruppen der lokalen Elite stießen sie durch Innovationen in den Selbstregelungen der soziokulturellen Grundlagen und den Versuch der Aktualisierung traditionaler Lebensformen an. Judäa war zu dieser Zeit Teil des Seleukidenreichs, das in seiner Regulierungstiefe allerdings funktional begrenzt war. Neuere Forschungen zur Verfasstheit und internen Funktionsweise des Seleukidischen Reichs, die von der Bibelwissenschaft bisher kaum rezipiert worden sind, helfen dabei, die scheinbar autoritären Interventionen des Königs als Teil der Auseinandersetzung um neue Selbstregelungen auf der untersten (örtlichen) Governance-Ebene zu analysieren.Als älteste Quellen stehen das Erste und das Zweite Makkabäerbuch zur Verfügung. Diese werden in zwei Fallstudien narratologisch untersucht, um Eigenkonzept, Erzählperspektive und Aussageabsicht der beiden Bücher zu erfassen. Beide Bücher sind unterschiedlich konzipierte, eigenständige Narrative, die die Geschehnisse als massive und illegitime Eingriffe von lokalen Akteuren, aber auch von staatlicher Seite schildern. Die stark perspektivgebundenen Darstellungen sowohl des Ersten als auch des Zweiten Makkabäerbuchs erzählen die lokalen Selbstregelungen als identitätsstiftende Eigengeschichten so, dass Akteure legitimiert bzw. delegitimiert und auf diese Weise ex post narrative Kohärenz und Normativität erzeugen werden. Das Teilprojekt zielt dabei auch auf eine theoretische Fortentwicklung der Narratologie, um narratologische Analysen stärker als bisher mit historisch-kritischen Fragestellungen zu verbinden. Die parallel durchzuführenden Fallstudien werden komparativ ausgewertet und historisch-kritisch ‚gegengelesen‘. Spannungen und Differenzen zwischen den perspektivgebundenen Darstellungen und der historischen Rekonstruktion werden vor allem mit Blick auf die Organisation und die institutionellen Entwicklungen in Jerusalem untersucht.Das Forschungsdesign der Forschungsgruppe ermöglicht es, die Regelungsbereiche, die unterschiedlichen Regelungsträger und Liminierungsprozesse, die Regelungsformen und die Relationen zur Zentralmacht in den Verlaufsprozessen des 2. Jahrhunderts v. Chr. aufzuzeigen und die Ereignisse als entscheidende Weichenstellung für die Entwicklung des Judentums in der Antike zu würdigen. Locality matters – auch und gerade im Judäa des 2. Jahrhunderts v. Chr.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen