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Die Ruhrkohle im „Dritten Reich“

Fachliche Zuordnung Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Förderung Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 418425054
 
Die Nationalsozialisten hatten sich bei ihren wirtschaftlichen Kriegsvorbereitungen sehr bemüht aus den Fehlern des Ersten Weltkriegs zu lernen. Das betraf insbesondere die Sicherung der Nahrungsmittel- und Rohstoffversorgung unter den Bedingungen einer britischen Seeblockade. Von Anfang ihrer Herrschaft an legten sie deshalb großen Wert auf die Substitution von im Inland nicht ausreichend verfügbarer kriegswichtiger Rohstoffe durch einheimische Ersatzstoffe. Bei den Planungen zum Aufbau entsprechender Kapazitäten ging man davon aus, dass die Steinkohle als Rohstoff in ausreichendem Maße zur Verfügung stehen würde. Bereits vor Kriegsbeginn zeigte sich allerdings, dass das nicht der Fall war. Diese Fehleinschätzung ist insofern erstaunlich, als bereits die Kriegswirtschaft des Ersten Weltkriegs unter einem gravierenden Kohlenmangel gelitten hatte.Die historische Forschung hat sich, abgesehen von der Frage der Zwangsarbeit im Zweiten Weltkrieg, für die Kohlenwirtschaft im „Dritten Reich“ kaum interessiert. Denn fast alle Zechengesellschaften an der Ruhr gehörten zu größeren, in der Regel schwerindustriellen Konzernen, für deren Geschichte die konzerneigenen Zechengesellschaften von untergeordneter Bedeutung waren, weil diese durch ihre Einbindung in das Rheinisch-Westfälische Kohlensyndikat sowie wegen der Zugriffsmöglichkeiten des Staates weitgehend fremdbestimmt waren. Das Projekt fragt deshalb - nach der Bedeutung der Steinkohle für die Kriegs- und Autarkiewirtschaft,- nach den Handlungsspielräumen von Zechenleitungen innerhalb eines Kraftfeldes von Konzernvorstand, Kohlensyndikat und NS-Staat, - nach den Logiken, unter denen Entscheidungen getroffen wurden, - inwieweit die privatwirtschaftliche Regulierung des kartellierten Ruhrbergbaus den Zielen der nationalsozialistischen Kriegsvorbereitung entgegenkam und - welche Maßnahmen der Staat ergriff, um die Kohleversorgung im Kriegsfall sicherzustellen bzw. warum er dies nicht tat.Wegen der großen Bedeutung des Ruhrkohlensyndikats für Produktion und Absatz der Kohle versteht sich das Vorhaben als eine Branchengeschichte, die methodisch einem unternehmenshistorischen Ansatz folgt. Dabei sind vier Untersuchungsebenen zu unterscheiden: die volkswirtschaftliche Bedeutung der Steinkohle im Rahmen der Autarkie- und Rüstungswirtschaft, die Rolle des Ruhrkohlensyndikats als privatwirtschaftliche und von Reichswirtschaftsministerium und Vierjahresplanbehörde als staatliche Regulierungsinstanzen sowie die heterogenen Interessen der Zechengesellschaften an der Ruhr (bzw. ihrer Konzernmütter) als Kartellmitglieder. Wegen der komplexen Fragestellung und des notwendigen Rechercheaufwands werden zwei Teilprojekte beantragt. Das erste Teilprojektkaum behandelt das komplexe Verhältnis zwischen Syndikat, Zechengesellschaften und den staatlichen Regulierungsinstanzen und das zweite Teilprojekt widmet sich dem Ausbau der Kohleveredelung und dem Aufbau von Anlagen der kohlebasierten Ersatzstoffproduktion.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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