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Die Archäologie des östlichen Châtelperronien. Technologie, Chronologie und Implikationen zur Akkulturationshypothese am Übergang vom Mittel- zum Jungpaläolithikum in Europa

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2019 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 418786763
 
Der vorliegende Projektantrag beschäftigt sich mit der lithischen Technologie des östlichen Châtelperronien, einer Raum-Zeit-Einheit, die am Übergang zwischen Mittel- und Jungpaläolithikum steht. Obwohl die zentrale Verbreitung des Châtelperronien in Westfrankreich liegt, sind es die ostfranzösischen Fundstellen, darunter vor allem die Grotte du Renne (Arcy-sur-Cure), in denen die eindeutigsten Hinweise auf die Existenz „kulturell moderner“ Artefakte im Châtelperronien existieren. Dazu zählen u.a. Schmuckobjekte, die in der Grotte du Renne mit Menschenresten einhergehen, die dem Neandertaler zugeordnet werden. Allerdings wird die stratigraphische Integrität dieser Fundstelle oft angezweifelt und eine Assoziation von Neandertaler-Resten mit kulturell modernen Artefakten konnte für das Châtelperronien an keiner anderen Fundstelle in demselben Maße bestätigt werden.Unsere Arbeitsgruppe begann schon vor einigen Jahren, sich auf den Osten Frankreichs zu konzentrieren, da diese Region aufgrund der Nähe zu Arcy ebenso wie zur Schwäbischen Alb und deren sehr alten Aurignacien die Gelegenheit bietet, bestehende Akkulturationshypothesen zwischen Châtelperronien und Aurignacien zu testen und letztlich die Frage möglicher Kontakte zwischen Neandertalern und Anatomisch Modernen Menschen zu klären. Zentral ist hierbei die Fundstelle Germolles, die bereits von meinem Team bearbeitet wird. Es handelt sich dabei um die östlichste Fundstelle des Châtelperronien. Allerdings wird durch das dortige Vorkommen von Châtelperronspitzen aus Tertiärsilex der Mont-lès-Étrelles-Region eine Verbindung weiter nach Osten hergestellt.In den dort bereits bekannten Fundstellen Trou de la Mère Clochette und Frettes (beide Haute-Saône)existieren Artefakte, die eine Affinität zum Châtelperronien aufweisen.Auch zur namensgebenden Fundstelle Châtelperron (Allier) fanden bereits Vorarbeiten durch uns statt. Hier wurde lange über eine Interstratifikation zwischen Châtelperronien und Aurignacien debattiert, aufgrund des Alters der Ausgrabung bislang ohne Ergebnis. Im Rahmen des geplanten Projektes soll das östliche Châtelperronien analysiert werden, mit einer Übersicht über die lithische und organische Technologie und Typologie, die Ähnlichkeiten der Fundstellen innerhalb des Arbeitsgebiets sowie durch einen Vergleich zwischen diesen Fundstellen und dem westlicheren Châtelperronien. Hierfür wird die Aufnahme und Auswertung der Artefakte der östlichen Fundstellen geplant: Grotte du Renne, St. Vallérin, St. Désert und St. Aubin (Bourgogne) und die Fundstellen der Haute-Saône (Frettes, Trou de la Mère Clochette, Funde aus Privatsammlungen). Durch eine kleinräumige Sondage in Châtelperron wird besucht, zu einer Beantwortung der Frage nach einer Interstratifikation beizutragen und durch einen technologischen Vergleich mit dem ältesten Aurignacien der Schwäbischen Alb soll festgestellt werden, ob ein Kontakt zwischen den Populationen des Châtelperronien und des Aurignacien möglich erscheint.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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