Detailseite
Projekt Druckansicht

„Evangelikale Bibelhermeneutik im deutschsprachigen Raum seit 1990“

Fachliche Zuordnung Evangelische Theologie
Förderung Förderung von 2019 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 418888388
 
Erstellungsjahr 2023

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das DFG-Projekt kann folgende Erfolge für sich verbuchen: Erstmals wurden Bibelhermeneutiken evangelikaler Prägung seitens universitärer Theologie eingehend untersucht. Damit ist ein wichtiger Anfang gemacht, um ein vitales Feld des Protestantismus nicht weiter auszugrenzen, sondern ihm kritisch und konstruktiv zu begegnen. Die These eines differenzierten und inhomogenen Feldes hat sich bestätigt, wenngleich einige Grundkonstanten durchweg erkennbar waren. Gegenüber dem vielfach vorgefundenen Vorwurf einer „atheistischen Denkvoraussetzung“ konnte vielfach aufgezeigt werden, dass auch eine Theologie, die mit Gottes Eingreifen stets rechnet und den biblischen Texten geschichtliche Gültigkeit ersten Ranges zuerkennt, ebenfalls ihre Fallstricke und Probleme mit sich bringt. So hat die Arbeit dazu beigetragen, die Problemstellen aufzuzeigen, an dem kritisch-konstruktive Gespräche über zumindest kulturelle Gräben hinweg ansetzen können. Auf Basis dieser Erschließung können vielfältige Folgeprojekte auf ein gutes Fundament bauen. Gerade für die Erschließung des Evangelikalismus, dessen Hochschätzung biblischer Schriften ein Kernmerkmal seiner Identität bildet, ist die differenzierte Wahrnehmung deutsch-evangelikaler Zugänge ein wichtiger Schritt, der bislang noch ausstand. Kommende Untersuchungen deutschsprachiger Evangelikaler Gruppen und Werke, um nur ein Anwendungsbeispiel zu nennen, können auf Basis der angestrebten Publikation zielgerichteter Metalitäten und Vorannahmen identifizieren und typisieren. Der Gewinn einer genaueren Wahrnehmung bibelhermeneutischer Binnendifferenzen im Evangelikalen Feld kann hier erheblich zu einer faireren Einordnung beitragen. Gerade vor dem Hintergrund abnehmender religiöser Wissensbestände in der Gesamtgesellschaft ist dies ein wichtiger Fortschritt. Nicht zuletzt kann die angestrebte Publikation eine innerevangelikale Debatte befördern, ob die Auseinandersetzung mit evangelischen Hermeneutiken nicht ebenfalls ein wichtiger Schritt wäre. Deren Rezeption kommt bislang kaum bis gar nicht vor, was auch für nicht-theologische Hermeneutiken gilt. Die von Christoph Raedel, einem Fachvertreter evangelikaler Theologie, konstatierte beidseitige „Ekelschranke“ zwischen universitärer und nicht-universitärer Theologie zu überwinden, hat dieses Projekt jedenfalls einen guten Schritt getan. Dem sog. Linken Flügel der Reformation, der insbesondere seit dem 19. Jh. im deutschsprachigen Gebiet institutionelle Gestalt erlangt hat, größere Aufmerksamkeit zu widmen, dient darüber hinaus auch interkonfessioneller Verständigung. Die Frömmigkeit und den Anspruch auf Wissenschaftlichkeit anderer Ausprägungen des Protestantismus wahrzunehmen, kann dabei helfen, eigene Traditionen und Ansichten zu hinterfragen und voneinander zu lernen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Evangelikales Schriftverständnis. Eine Analyse des Jahrbuchs für Evangelikale Theologie, in: Christina Constanza, Martin Keßler, Andreas Ohlemacher (Hgg.), Claritas Scripturae? Schrifthermeneutik aus evangelischer Sicht. Leipzig 2020. 419–447.
    Klein, Wolfgang-Michael
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung