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Sozialdaten als Quellen der Zeitgeschichte. Erstellung eines Rahmenkonzepts für eine Forschungsdateninfrastruktur in der zeithistorischen Forschung
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professorin Dr. Christina von Hodenberg; Professor Dr. Lutz Raphael; Professorin Dr. Sabine Reh; Dr. Pascal Siegers
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung von 2019 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 418958624
Quantitative und qualitative Sozialforschung sind zum bevorzugten Mittel der Selbstbeobachtung in Industriegesellschaften geworden. Die im Forschungsprozess entstandenen Sozialdaten sind deshalb eine unverzichtbare Quelle für die zeitgeschichtliche Forschung. In den vergangenen Jahren hat innerhalb der zeitgeschichtlichen Forschung daher eine Zuwendung zu datengestützen Forschung stattgefunden. HistorikerInnen verwenden die Daten aus quantitativer und qualitativer Sozialforschung für die Beantwortung ihrer Forschungsfragen. Dabei werden die Daten aus ihren ursprünglichen Entstehungskontexten herausgelöst, kontextualisiert und (neu) ausgewertet. Typisch für die historische Vorgehensweise ist, dass dabei ganz unterschiedliche Materialien kombiniert werden (z.B. Daten, Publikationen über die Daten, Erzeugerinterviews etc.).Die Nutzung von Sozialdaten stellt die ZeithistorikerInnen allerdings für größere Herausforderungen. Erstens liegen potentiell relevante Datenbestände fragmentiert in unterschiedlichen Repositorien oder Datenzentren vor oder wurden noch gar nicht für die Forschung gesichert. Zweitens sind rechtliche Fragen bei der Nutzung der Daten noch ungeklärt. Das betrifft zum einen Fragen des Rechtseigentums und zum anderen Fragen des Datenschutzes. Drittens bedarf die Auswertung von sozialwissenschaftlichen Daten besondere Kompetenzen (z.B. Statistikkenntnisse), die nicht in den universitären Curricula der Geschichte verankert sind. Viertens gibt es derzeit kein Angebot etablierter Dateninfrastrukturen, das HistorikerInnen systematisch bei der Erschließung und Sicherung wiederentdeckter Daten unterstützt.Das vorliegende Projekt dient der Erarbeitung eines Rahmenkonzeptes für eine Dateninfrastruktur für die zeitgeschichtliche Forschung. Bevor Ressourcen für den Aufbau einer nachhaltigen Infrastruktur aufgewendet werden, müssen verschiedene Grundsatzfragen beantwortet werden. (1) Wie groß ist das Nutzungspotential von Sozialdaten in der zeitgeschichtlichen Forschung? Können bereits relevante Datenbestände identifiziert werden, die für die zeitgeschichtliche Forschung geeignet sind?(2) Welche rechtlichen Grenzen ergeben sich bei der Nutzung von Sozialdaten durch Historiker?(3) Welche Unterstützung brauchen HistorikerInnen bei der Erschließung und Nutzung von Sozialdaten? Welche Dienste existierender sozial- oder geisteswissenschaftlicher Forschungsinfrastrukturen decken diese Bedarfe bereits ab?(4) Wie kann eine Dateninfrastruktur für die zeitgeschichtliche Forschung umgesetzt werden? Wie kann die Nachhaltigkeit sichergestellt werden?Das Projekt zielt darauf, diese Fragen zu beantworten und darauf aufbauend Perspektiven für die Weiterentwicklung zeithistorischer Dateninfrastrukturen innerhalb der dynamischen Entwicklungen der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur und der European Open Science Cloud aufzuzeigen.
DFG-Verfahren
Forschungsdaten und Software (Wiss. Literaturversorgung und Informationssysteme)
Mitverantwortliche
Professorin Dr. Kerstin Brückweh; Dr. Stefan Cramme; Lars Müller