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Konstellationen des Verhältnisses von religiösen Minderheiten- und Mehrheiten in pluralen Gesellschaften

Antragstellerin Dr. Sarah Jahn, seit 9/2022
Fachliche Zuordnung Religionswissenschaft und Judaistik
Förderung Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 419377415
 
Das Netzwerk geht der forschungsleitenden Frage nach, wie sich religiöse Minderheiten und Mehrheiten wechselseitig diskursiv konstituieren, d.h. wie sie sich selbst verstehen und wie sie von anderen Teilen der Gesellschaft als solche wahrgenommen und adressiert werden. Mit dem Fokus auf religiöse Institutionen, Netzwerke und Bewegungen verfolgt das Netzwerk erstens das Ziel, religiöse Minderheiten-Mehrheiten-Konstellationen (MMK) zu identifizieren und offen zu legen, wie sie sich nicht nur in Abgrenzung zur Mehrheitsgesellschaft, sondern vor allem auch in Abgrenzung zu oder in Vernetzung mit anderen religiösen Minderheiten oder Mehrheiten verstehen. Die zugrunde liegende Arbeitshypothese der Netzwerkmitglieder lautet, dass Minder- und Mehrheiten am ehesten dann als religiös attributiert werden bzw. sich als solche verstehen, wenn andere Attributionen wie ethnisch, politisch, sozio-ökonomisch usw. vermieden und bestimmte Interessenlagen kaschiert werden sollen. Zweitens werden Konsequenzen für die Wahrnehmung von MMK und ihres religiösen, gesellschaftlichen und politischen Status in den Blick genommen. Beispielsweise wird in politischen und gesellschaftlichen Debatten wird die monokulturelle Nation – sei sie nun wahlweise als christlich-jüdisch oder als säkular verstanden – oftmals als Normalfall dargestellt. Als solcher oder als Zustand, den es zumindest beizubehalten oder wiederherzustellen gelte, finden Grenzziehungen gegenüber anderen religiösen und kulturellen Positionen statt. Die Vorstellung von einer multikulturellen Gesellschaft sei in diesem Zusammenhang eine Sichtweise, die Minderheitenpositionen zu viel Gehör bzw. unverhältnismäßig Anspruch auf Gleichberechtigung verschaffe. Menschen werden medial und politisch wieder zunehmend aufgrund ihrer (vermeintlichen) religiösen Zugehörigkeit klassifiziert („die Muslime“, „die Juden“), alltägliche Lebensbereiche und öffentliche Institutionen werden als religiös bedeutsame Symbolorte deklariert (siehe die Kreuzdebatte in Bayern) und interreligiöser Dialog als Lösung für ein friedliches Miteinander postuliert. Insbesondere in Institutionen wie Schulen, öffentlichen Behörden oder gar den Landeskirchen selbst, wird der Umgang mit religiösen Minderheitenpositionen verhandelt. Das Netzwerk will den aktuellen Forschungsstand, der oftmals nur religiöse Minderheiten als solche in den Blick nimmt, erweitern. Denn wie MMK in jeweiligen sozialen Formationen entstehen, wie sie identifiziert werden können, wie sie sich wechselseitig bedingen und welche Konsequenzen sich aus diskursiven Grenzziehungen ergeben, ist eine offene Frage. Die Ergebnisse des Netzwerkes werden in Workshops und auf Tagungen präsentiert und auf einer eigenen Webseite und in wissenschaftlichen Publikationen zur Diskussion gestellt.
DFG-Verfahren Wissenschaftliche Netzwerke
Ehemalige Antragstellerin Dr. Sabrina Weiß, bis 8/2022
 
 

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