Constellations of the Relation of Religious Minorities and Majorities in Plural Societies
Final Report Abstract
Das Netzwerk ging der forschungsleitenden Frage nach, wie sich religiöse Minderheiten und Mehrheiten wechselseitig diskursiv konstituieren, d.h. wie sie sich selbst verstehen und wie sie von anderen Teilen der Gesellschaft als solche wahrgenommen und adressiert werden. Denn wie Minderheiten-Mehrheiten-Konstellationen (MMK) in jeweiligen sozialen Formationen entstehen, wie sie identifiziert werden können, wie sie sich wechselseitig bedingen und welche Konsequenzen sich aus diskursiven Grenzziehungen ergeben, war eine offene Frage. Hinsichtlich der Zuschreibung/en und Erzeugung/en von MMK konnten einige Erkenntnisse erarbeitet werden, die auch unabhängig von spezifischen Fallbeispielen in europäischen und außereuropäischen Gesellschaften der Gegenwart zutreffen: Bei Zuschreibungen wichtig sind die Perspektiven der Selbst- und Fremdzuschreibung, aber auch der Selbstminorisierung bzw. -majorisierung. Hierbei sind quantitative Zuschreibungen nicht immer ausschlaggebend, sondern auch entsprechende Normierungs- und Dominanzverhältnisse innerhalb einer Bezugsgruppe. Zuschreibungen können dabei mit Bezug auf autochthone ebenso wie auf zugewanderte Gruppen erfolgen. Auch triadische Ausprägungen können Teil der diskursiven Herstellung einer Selbstidentifikation als Minderheit oder Mehrheit in einem komplexen Feld verschiedener Gruppierungen sein. Die Erzeugung von Minderheiten-Mehrheiten-Konstellationen erfolgt unter bestimmten kulturhistorischen, sozialen, politischen, wissenschaftlichen, rechtlichen und räumlichen Bedingungen. Sie kann auf der gesellschaftlichen Mikro-, Meso- und Makroebene erfolgen und sich an nationalen und transnationalen Rahmenbedingungen orientieren. Während ‚Mehrheit‘ und ‚Minderheit‘ begriffslogisch in einem relationalen Verhältnis zueinander stehen, erfolgt die Zuschreibung eines Minderheitenstatus empirisch nicht selten, ohne das deutlich wird, von welcher Mehrheit eigentlich eine Abgrenzung erfolgen soll. Der Minderheitenstatus scheint dann eine absolute Bedeutung und einen Wert in sich selbst zu besitzen, der strategisch ins Feld geführt werden kann bzw. von gesellschaftspolitischer Seite aus betrachtet eine regulierende, ordnende Funktion haben kann. Vor diesem Hintergrund ist auch zu beachten, dass neben Mehrheiten-Minderheiten-Konstellationen Minderheiten-Minderheiten-Konstellationen auftreten und zum Verständnis eines spezifischen Falls analytisch von Bedeutung sein können.
Publications
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Martin Radermacher
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Strategische Allianz als Anerkennungspraxis? Zur Vernetzung christlicher Jugendorganisationen in der Migrationsgesellschaft. In: Migrationskirchen. Internationalisierung und Pluralisierung des Christentums vor Ort, hrsg. von Gregor Etzelmüller, Claudia Rammelt, Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt 2022, S. 465–481
Sabrina Weiß
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Schröder, Stefan
