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Wissen was man weiß—und was nicht: Zusammenhänge mit Entscheidungen und deren Auswirkungen in einem komplexen sozial-ökologischen System
Antragstellerin
Dr. Helen Fischer
Fachliche Zuordnung
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung
Förderung von 2018 bis 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 419459396
Der Grad an Überzeugung in das eigene Verständnis einer Situation beeinflusst menschliche Entscheidungen vor allem in riskanten und unsicheren Umwelten wie Medizin, Finanz und Politik -und oftmals mehr als der Grad des tatsächlichen Verständnisses. Darüberhinaus orientieren sich Menschen auch am Grad der Überzeugung anderer - auch wenn diese nicht objektiv gerechtfertigt ist. Beispielsweise ordnen Ärzte, die die Richtigkeit ihrer Diagnosen überschätzen, seltener zusätzliche diagnostische Tests an, Regierungsbeamte, die ihre Expertise überschätzen, unterstützen eher riskante politische Maßnahmen, und Menschen folgen eher Ratschlägen von anderen, wenn diese besonders überzeugt wirken. Zur Klärung der Frage, wie Menschen kollektiv über die Nutzung gemeinsamer Ressourcen entscheiden, sind die Auswirkungen des Grads der Überzeugung in das jeweilige Verständnis jedoch nahezu unerforscht. Diese Forschungslücke ist überraschend, sind Entscheidungen über die Nutzung gemeinsamer Ressourcen doch riskant und finden in unsicheren Umwelten, sowie typischerweise in Gruppen statt. Das Projekt untersucht drei fundamentale Fragen: Sagt der Grad der Überzeugung in das eigene Verständnis der Ressourcenentwicklung Entscheidungen darüber vorher, wie viel der Ressource zum jetzigen Zeitpunkt extrahiert (genutzt) werden soll — auch bei gleichem Ausmaß an tatsächlichem Verständnis? Tut es der Grad der Überzeugung anderer Gruppenmitglieder? Wie hängen der Erfolg einer Gruppe, eine gemeinsame Ressource nachhaltig nutzbar zu machen, mit dem Grad ihrer Überzeugung in ihr Verständnis der Resourcenentwicklung zusammen? Ein multimethodaler Ansatz soll durchgeführt werden, um belastbare Ergebnisse zu erzielen, und zwar durch (i) Analyse existierender Experimente, in denen Gruppen gemeinsame Ressourcen unter experimentell variiertem Risiko nutzten; (ii) Durchführung eines follow-up Experiments, das Veränderungen am Grad der Überzeugung in das eigne Verständnis als Folge von Gruppeninteraktion untersucht; und (iii) ein Modellierungsansatz, in dem verschiedene auf Überzeugung basierende Entscheidungsstrategien formalisiert und mithilfe der existierenden und gewonnenen Daten evaluiert werden. Das Projekt wird zu unserem Verständnis beitragen, wie Individuen und Gruppen zu Entscheidungen über die Nutzung gemeinsamer Ressourcen gelangen, und wird eine belastbare Schätzung der relativen Vorhersagekraft von Verständnis versus Überzeugung auf diese riskanten Entscheidungen liefern.
DFG-Verfahren
Forschungsstipendien
Internationaler Bezug
Schweden
Gastgeberin
Professorin Dr. Maja Schlüter