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Untersuchung von Capture und Suppression in der auditiven Aufmerksamkeit
Antragsteller
Dr. Malte Wöstmann
Fachliche Zuordnung
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Kognitive und systemische Humanneurowissenschaften
Kognitive und systemische Humanneurowissenschaften
Förderung
Förderung seit 2019
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 420596288
Menschliche Umwelten sind geprägt von vielen konkurrierenden Sinneseindrücken. In der Regel ist eine Teilmenge dieser Sinneseindrücke für das zielgerichtete Handeln relevant, wohingegen andere Eindrücke irrelevant und potenziell ablenkend sind. Während die durch Aufmerksamkeit gesteuerte Verstärkung relevanter Zielereize Gegenstand umfangreicher Forschungsarbeiten ist, sind die psychologischen und neurowissenschaftlichen Grundlagen der Verarbeitung und Unterdrückung von Störreizen weniger gut erforscht. Dies gilt vor allem für die auditive Modalität, in der Störgeräusche ständig präsent sind und vor allem im höheren Alter das selektive Zuhören erschweren. Auf der Basis DFG-geförderter eigener Vorarbeiten und in Anlehnung an wegweisende Ansätze aus der visuellen Aufmerksamkeitsforschung, führen wir in diesem Projekt geeignete experimentelle Kontrollbedingungen in ein etabliertes auditives Aufmerksamkeitsparadigma ein, um „Capture“ eines Störgeräusches (d.h., verstärkte Verarbeitung im Vergleich zur Kontrolle) von der Suppression (d.h., reduzierte Verarbeitung im Vergleich zur Kontrolle) zu trennen. In aufeinander aufbauenden Arbeitspaketen verfolgen wir mithilfe von Verhaltens- und Elektroenzephalographie (EEG) Studien drei Forschungsziele. Erstens untersuchen wir, inwiefern die Störung durch irrelevante Geräusche von hoher Salienz durch erhöhte Capture und reduzierte Suppression erklärt werden kann. Zweitens testen die Hypothese, dass die Vorhersagbarkeit von Störgeräuschen Capture reduziert und Suppression verstärkt, was sich positiv auf das zielgerichtete Handeln auswirkt. Drittens prüfen wir, ob der bekannte, altersbedingte Anstieg der Vulnerabilität für Störgeräusche erklärt wird durch eine Veränderung der Balance von Capture und Suppression. Das Hauptziel dieses Projekts ist es, die Grundlagenforschung zur auditiven Aufmerksamkeit entscheidend voranzutreiben, um in Aufmerksamkeitsmodellen postulierte aber bisher empirisch wenig überprüfte Sub-Mechanismen der auditiven Aufmerksamkeit zu differenzieren. Über die Grundlagenforschung hinaus wird das Projekt wichtige Ansätze liefern für die Weiterentwicklung der Signalverarbeitung in Hörhilfen und Hearables, um Capture von Störgeräuschen zu minimieren und die Suppression zu unterstützen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortlich
Professor Dr. Jonas Obleser