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Die anthropogene Umweltkrise am Urmiasee (Iran)
Antragsteller
Professor Dr. Matthias Schmidt
Fachliche Zuordnung
Humangeographie
Förderung
Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 421574050
Klimawandel und Ressourcenausbeutung bedrohen Gesellschaften und Ökosysteme weltweit. Der Seespiegel des im Nordwesten des Iran gelegenen Urmiasees, der zweitgrößte hypersaline See der Erde, ist seit Mitte der 1990er Jahre als Folge exzessiven Wasserverbrauchs stark gesunken. Zu den Folgen dieses Umweltdesasters zählen die Degradation von Böden und Süßwasserressourcen, die Gefährdung von Gesundheit und Ernährungssicherheit, sowie Wirtschaftskrisen und Arbeitslosigkeit, womit die Lebensbedingungen der ca. 6,5 Mio. Menschen im Einzugsgebiet des Urmiasees immer schwieriger werden. Der Urmiasee ist damit ein besonders markantes und geeignetes Fallbeispiel für Forschungen zum Zusammenspiel von krisenhaftem Umweltwandel, sozioökonomischen Folgen und lokalen Anpassungsstrategien. Das Forschungsprojekt beinhaltet zwei Arbeitspakete (WP). WP1 betrachtet die komplexen Ursachen und Folgen von potentiell durch Umweltdegradation ausgelösten aktuellen Migrationsprozessen, während WP2 die Transformationen lokaler Praktiken des Wasser- und Ressourcenmanagements untersucht. Beide Arbeitspakete beinhalten empirische Feldforschungen vor Ort, deren Ziele durch eine Kombination von quantitativen Haushaltsbefragungen, halbstandardisierten Expertengesprächen, narrativen Interviews und teilnehmender Beobachtung erreicht werden. Das Ziel von WP1 besteht darin, zu belegen und Hypothesen zu bilden, wie und inwiefern Umweltdegradation Migrationen und andere Adaptionsstrategien bei betroffenen Individuen, Haushalten und Gemeinschaften motiviert. Ökologische, ökonomische, gesellschaftliche und politische Faktoren sind eng miteinander verwoben und müssen gemeinsam betrachtet werden, um die Rolle von Umweltfaktoren bei Bevölkerungsbewegungen zu verstehen. Außerdem sucht WP1 zu belegen, wie Migration einerseits als Anpassungsstrategie für die Migrierenden selbst dienen kann und wie sie andererseits andere Formen der Anpassung in den Herkunftsregionen unterstützt, etwa in Form translokaler Netzwerke oder durch Rücküberweisungen. WP2 zielt darauf, gesellschaftliche, ökonomische, politische, institutionelle und kulturelle Dimensionen des Wassermanagements zu identifizieren und die hydro-sozialen Wechselwirkungen aus der Perspektive lokaler Landwirte im Urmia-Gebiet aufzuzeigen. Ein Fokus liegt auf dem praktizierten Wassermanagement in der Urmia-Region und wie sich dieses in jüngster Zeit angesichts der krisenhaften Umweltdegradation verändert hat. WP2 versucht Reibungspunkte zwischen staatlichen Regularien, integrierten Wassermanagementlösungen und lokalen Interessen zu identifizieren. Hierfür wird empirisch das lokal praktizierte Wassermanagement im Kontext der soziokulturellen, soziopolitischen und sozioökonomischen Rahmenbedingungen analysiert.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen