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Publikation - Die Ausgrabungen unter dem Niedermünster zu Regensburg. Befunde und Funde der nachrömischen Zeit, Band III (E. Wintergerst)

Subject Area Prehistory and World Archaeology
Term from 2019 to 2021
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 421756653
 
In der Völkerwanderungszeit nach dem Zusammenbruch der Verbindungen zum römischen Kernreich im mittleren 5. Jh. wurden einige spätantike Mauerzüge weitergenutzt. Der geringe bauliche Standard des mehrräumigen Baukörpers ohne Herdstellen und Fußböden spricht für ein stall- oder scheunenartiges Gebäude. Ein zugehöriger Wohnbau konnte nicht festgestellt werden. Die ehemalige östliche Lagergasse war noch als Weg vorhanden und definierte die Ausrichtung späterer Bebauung. Im Westen grenzte eine Holzpalisade entlang spätantiker Mauern das Areal von landwirtschaftlich genutzten Flächen ab. Die Funde aus der humosen Schwarzen Schicht, welche die spätantiken Befunde überdeckt, aber auch aus den Verfüllungen der völkerwanderungszeitlich genutzten Räume zeigen, dass hier zivile Bevölkerung ständig präsent war. Dekorierte Feinkeramik und rauwandige Drehscheibenware deutet auf elbgermanische und romanische Bevölkerungsanteile mit gehobener Tischkultur hin. Diese Besiedlungsphase erstreckte sich bis in das 6. Jh., also bis in die Zeit der ersten schriftlichen Nennungen der Bajuwaren.Im Laufe des 6./7. Jh. entstand eingetieft in diesen Siedlungshorizont ein Bruchsteinfundament für einen Steinbau. Es kann ebenso als massiver Speicher der Hofanlage interpretiert werden wie als Rest einer ersten Kirche, die vielleicht nie fertig gestellt wurde.Der Bau der ersten sicheren Steinkirche um 700 markiert einen neuerlichen Nutzungswandel des Areals. Der massive Saalbau mit Rechteckchor und vorgelagertem westlichem Atrium ist wegen einer herausgehobenen Bestattung im Chorbereich und der räumlichen Nähe zur Pfalz als Pfalzkapelle anzusprechen. Zeitgleiche Männer-, Frauen- und Kindergräbern zeigen, dass die Kirche auch Pfarrfunktionen erfüllte. An der Nordwand dieser Kirche wurde in einem Tuffplattengrab der hl. Erhard beigesetzt. Ein Feuer beschädigte den chornahen friedhofsseitigen Zugang, der durch einen neuen ersetzt wurde.Die Kirche erhielt kapellenartige Anbauten im Süden und einen Choranbau im Osten. Wegen dessen tieferen Bodenniveaus ist der Anbau als Außenkrypta zu bezeichnen.In der zweiten Hälfte des 9. Jh. belegt der Einbau einer Schrankenwand im Kirchenschiff den Wandel von der Pfalzkapelle zur Stiftskirche. Das urkundlich belegte Damenstift lag nördlich der Kirche. Im südlich gelegenen Friedhof stand ein steinerner Glockenturm. Im Westen wurde dem Atrium eine Vorhalle angefügt, wodurch das Niedermünster in einen größeren Gebäudekomplex integriert war.Unter Herzog Heinrich I. fällt der Abbruch der ersten Niedermünsterkirche für die ottonische Basilika. Der dreischiffige Kirchenbau besaß drei Apsiden und ein Querhaus im Osten sowie eine Empore im Westen. Vor dem Hauptchor wurde 955 Herzog Heinrich beigesetzt, bald darauf folgten hochrangige Adlige um die Herzogin Judith. Dadurch wurde das Niedermünster zur herzoglichen Familienmemoria.
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