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Entwicklung eines Modells zur Perfektionismus-spezifischen Variation in der Fehlerverarbeitung: Überprüfung der Optimierungs- und Vermeidungshypothese in einem multimodalen Ansatz

Antragstellerin Professorin Dr. Jutta Stahl
Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 422815754
 
Ein Fehler ist—rational betrachtet—das Ergebnis einer Handlung, die vom erwarteten Ziel abweicht. Ein solches Handlungsergebnis kann als Information für die Optimierung zukünftigen Verhaltens genutzt werden. Perfektionisten mit hohen persönlichen Standards scheinen dies erfolgreich umzusetzen. Ein Fehler kann jedoch—emotional betrachtet—auch als ein Zeichen für persönliches Versagen interpretiert werden und somit sorgenvolle Gedanken insbesondere bei bewertungsängstlichen Perfektionisten auslösen. Perfektionismus kann also Fluch und Segen zugleich sein. Im vorliegenden Projekt sollen Variationen in der Fehlerverarbeitung mit einem multimodalen Ansatz untersucht werden. Ein neuentwickeltes Modell zu Perfektionismus-spezifischen Variationen in der Fehlerverarbeitung soll in einer Reihe von drei elektrophysiologischen Untersuchungen (Studie 1 und 4 je: N = 84, Studie 3: N = 134) und einer Verhaltensstudie (Studie 2: N = 74) mit seinen zwei Kernhypothesen (Optimierungshypothese und Vermeidungshypothese) untersucht werden. Diese Hypothesen werden bezüglich der Vorhersagen zu Perfektionismus-spezifischen Variation der Verhaltensparameter (u.a. Reaktionszeit, Fehlerraten), der fehlerspezifischen Komponenten des ereigniskorrelierten Potentials (Fehlernegativität, Fehlerpositivität) und Indikatoren der Multivariate-Pattern-Analyse systematisch untersucht. Zusätzlich werden individuelle Variationen in der Akkumulation der Fehlerevidenz mittels Drift-Diffusion-Modells, eines mathematischen Ansatzes zur Modellierung von Entscheidungsprozessen, geprüft. Durch ein neuentwickeltes Paradigma mit acht alternativen Reaktionen soll eine höhere Varianz der Fehlerrate im Vergleich zu einfacheren Aufgaben erzeugt werden. Bei höherer Aufgabenschwierigkeit dient Studie 1 zunächst als konzeptuelle Replikation der Vorgängerstudien. In Studie 2 und 3 werden die Vorhersagen der Vermeidungshypothese (d.h. rein bewertungsängstliche Perfektionisten vermeiden, wenn möglich, die Fehlerverarbeitung) und die der Optimierungshypothese (d.h. Perfektionisten mit hohen persönlichen Standards suchen viele Informationen über ihre Handlungen) differenzierter geprüft. Hierzu wird den Probanden u.a. die Gelegenheit gegeben, Fehlerverarbeitung entweder zu vermeiden oder möglichst viele Informationen aus dem Handlungsergebnis aufzunehmen. Durch eine Fehlerakzeptanzübung soll in der letzten Studie getestet werden, ob eine Reduktion der fehlerbezogenen Sorgen zu einer Reduktion der Vermeidung und somit zu einer Verbesserung der Fehlerverarbeitung insbesondere bei bewertungsängstlichen Perfektionisten führt. Die Ergebnisse der Studien sollen neue Einblicke in Variationen der grundlegenden Fehlerverarbeitungsmechanismen geben, die auch für die Entwicklung von Interventionen gegen ungesunde perfektionistische Fehlerverarbeitungsstrategien von Bedeutung sein können.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Australien
Mitverantwortlich Dr. Sebastian Dummel
Kooperationspartner Professor Dr. Stefan Bode
 
 

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