Projekt Analyse Technologietransfer Verwertungsagent - PATE-VA
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Der Ablauf des Wissens- und Technologietransfers aus der Grundlagenforschung in die Anwendung, sowie Hemmnisse und fördernde Faktoren wurden an einem konkreten Beispiel detailliert beleuchtet. Basierend auf zwei fachlich eng miteinander verknüpften DFG-Projekten PATE und MATRIX-OOW/Dia (Projekt 6 im Verbundvorhaben MATRIX) sind in diesen Projekten gewonnene aber noch nicht analysierte Primärdaten ausgewertet worden. Das bereits vorhandene Datenmaterial wurde um fehlende Daten durch Nacherhebungen oder ergänzende Erhebungen erweitert, ausgewertet und im Gesamtzusammenhang analysiert. Dies ermöglichte die Darstellung des Ablaufs des Transfers aus verschieden Akteursperspektiven und gibt Aufschlüsse auf Hemmnisse und fördernde Faktoren für den Wissens- und Technologietransfer. Hierbei zeigt sich, dass es für die Beschleunigung des Wissens- und Technologietransfers in Deutschland einige Anknüpfungspunkte gibt. Anknüpfungspunkte für Maßnahmen gibt es speziell im Hinblick auf die Transferierbarkeit der Ergebnisse und Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung heraus. Beim Transfer in die Anwendung muss zwischen Großunternehmen und KMU unterschieden werden. KMU bieten ein zahlenmäßig höheres Potential als anwendende Unternehmen, es wird aber von allen Akteuren auch für sie ein höheres Maß und eine auf ihre Bedürfnisse abgestimmte Art an Unterstützung postuliert. Das höhere Maß bedeutet hier ein Mehr an Unterstützung als zurzeit für die KMU tatsächlich vorhanden oder für sie zugänglich ist. Sowohl bei den KMU als auch bei Akteuren auf der Wissenschaftsseite wird deutlich, dass Hemmnisse für den Transfer auch in fehlenden und nicht aktualisierten Informationen begründet sind. Teilweise liegt auch eine falsche Wahrnehmung über den tatsächlichen Wissenstand vor. Dies betrifft auch mögliche Kooperationspartner, z.B. liegt die Anzahl der potentiellen Akteure im Netzwerk erheblich höher als dies von den Forschungsakteuren wahrgenommen wird. Im Vergleich von theoretische Netzwerkmodellen für den Technologietransfer und den empirisch erhobenen Netzwerkstrukturen zeigt sich überraschend deutlich, dass Technologietransferstellen keine zentrale Rolle im Netzwerk (in einem grundlagenorientierten Forschungsnetzwerk) für den Transfer einnehmen. In den durchgeführten Interviews und anderen Erhebungen zeigt sich ein vorhandenes Interesse der Forschungscommunity ihre Erkenntnisse weiter in die Anwendung zu transferieren. Die Rahmenbedingungen wie z.B. Reifezeit, Beschäftigungsverhältnisse, Publikationsaktivitäten sind jedoch diesem Transfer nur bedingt förderlich. Bei jeder der untersuchten Akteursgruppen gibt es Anknüpfungspunkte für die Unterstützung des Transfers. Ein Ergebnis der Auswertungen ist der große Unterstützungsbedarf für die Technologietransferstellen hinsichtlich von Werkzeugen oder Methoden. Im MATRIX-Verbundprojekt sind einige Methoden bzw. Werkzeuge entwickelt worden. Für die Einführung derselben ist es wichtig - dies zeigt sich bei allen untersuchten Akteursgruppen - diese Methoden aktiv bekannt zu machen, um die Diffusionsgeschwindigkeit in die Community und ihren Bekanntheitsgrad zu erhöhen. Für die Akzeptanz der Methoden ist Transparenz in Bezug auf die Art der Verwendung von Daten und beteiligte Personenkreise besonders wichtig. Eine Vermittlung von Wissen oder Forschungsergebnissen durch Makler, im Projekt als Verwertungsagenten bezeichnet, wird von den Akteuren als zielführend angesehen. Die Installation eines Verwertungsagenten erscheint angesichts dieser Ergebnisse sinnvoll, sie ist allerdings an bestimmte Voraussetzungen gebunden. Diese Voraussetzungen hinsichtlich der fachlichen und persönlichen Kompetenzen erscheinen extrem hoch. Es zeigt sich jedoch, dass sie durch den Einsatz eines in MATRIX entwickelten Werkzeugs (PIFURRA) auf ein realistisches Maß gesenkt werden könnten. Die Weiterentwicklung des in Matrix-OOW/Dia entwickelten Werkzeugs zum Prototyp erscheint nach den gewonnenen Erkenntnissen in PATE-VA besonders sinnvoll. Mit dem Werkzeug soll im Technologietransfer erreicht werden, personen- und raumunabhängig sowie fächerübergreifend Forschungsergebnisse mit Problemstellungen von Anwendern zu verknüpfen. Das Werkzeug ermöglicht Vermittlern, wie z.B. Transferstellen, die Erhöhung ihrer Vermittlerkompetenz bei gleichzeitiger Aufwandsreduzierung hinsichtlich der persönlichen Wissensaneignung. Durch das Werkzeug ist es möglich, benötigtes Wissen effizient hervorzuziehen und gezielt weiter zu geben. Die Akzeptanz in den einzelnen Akteurscommunities für die Anwendung des Werkzeugs erscheint nach den Ergebnissen vielversprechend, bedingt aber einen, wenn auch geringen Schulungsbedarf bei der Einführung.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- Innovationen im Netz: Die Rolle von Beziehungen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft für den Wissens- und Technologietransfer. Band 1: Theoretische und empirische Netzwerke im Hochtemperaturbereich. Stuttgarter Beiträge zur Risiko- und Nachhaltigkeitsforschung, Band Nr. 20, ISBN 978-3- 938245-19-4
Pechmann, Agnes; Ruddat, Michael; Sautter, Alexander; Tampe-Mai, Karolin
(Siehe online unter https://dx.doi.org/10.18419/opus-5545) - Innovationen im Netz: Die Rolle von Beziehungen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft für den Wissens- und Technologietransfer. Band 2: Die Sicht der Akteure. Stuttgarter Beiträge zur Risiko- und Nachhaltigkeitsforschung, Band Nr. 21, ISBN 978-3- 938245-20-0
Tampe-Mai, Karolin; Pechmann, Agnes; Glanz, Sabrina
(Siehe online unter https://dx.doi.org/10.18419/opus-5547)