Detailseite
Projekt Druckansicht

„Nächste Hilfe“ am Bahnhof: Eine praktisch-theologische Untersuchung der Bahnhofsmission.

Fachliche Zuordnung Evangelische Theologie
Förderung Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 423629649
 
Erstellungsjahr 2023

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Bahnhofsmission ist über 125 Jahre alt und an über hundert Standorten in Deutschland vertreten. Trotz ihres im Bahnhof gut erkennbares Logo und der markanten Uniform der Mitarbeiter*innen hat die Mehrheit in der Gesellschaft kaum Kenntnisse darüber, welch vielfältige Hilfen Bahnhofsmissionen anbieten. lhr Portfolio reicht von Reisehilfen, Reisebegleitung, Aufenthalt, Sozialberatung, Vermittlung an soziale Hilfseinrichtungen, Notversorgung mit Lebensmitteln und Kleidern, bis hin zu Krisenintervention und religiösen Angeboten. Jedes Jahr nutzen rund 2 MiIlionen Gäste ihre Angebote. Ca. 2.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgen dafür, dass in ihnen jährlich fast 5 Millionen Mal geholfen wird. Das DFG-Projekt erforschte erstmals in wissenschaftlicher Perspektive, wie bahnhofsmissionarische Hilfe konkret erfolgt, welche Praktiken im Detail damit einhergehen und in welcher Hinsicht sich diese Praxis als ,,Kirche am Bahnhof" (so die Selbstbezeichnung der Bahnhofsmission Deutschland e.V.) verstehen lässt. Durch ethnografische Studien an mehreren Standorten konnten lnnenansichten gewonnen werden, die die tatsächliche Praxis der Mitarbeiter*innen in den Fokus nahmen. Mittels lnterviews mit Beschäftigten und Verantwortlichen und Dokumenten- sowie Artefaktanalysen führten diese Ergebnisse zu einer umfassenden Darstellung des ,,Doing Bahnhofsmission" in der Gegenwart. Zentrale Leitfrage der Forschung war, was die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter während ihrer Dienstzeit in der Bahnhofsmission konkret tun. Neben Praktiken der Raumproduktion und des Religiösen stehen insbesondere die Praktiken des Helfens im Vordergrund. Auch eine so alltägliche Praxis wie ,,Helfen" erweist sich keineswegs als selbstevident, sondern stellt im Kontext der Bahnhofsmission eine voraussetzungsreiche Praxis dar, die auf die spezifischen räumlichen Gegebenheiten am Bahnhof genauso einzugehen hat, wie auf die besondere Zusammensetzung und Befindlichkeiten ihrer Gäste und ihre kirchliche Trägerschaft. lm Forschungsprojekt wurden die Praktiken der Bahnhofsmission mittels ethnografischer Beschreibung analytisch vergrößert, verlangsamt und so in ihrem Ablauf nachvollziehbar gemacht. Auf dieser Basis nimmt das Doing Bahnhofsmission auch in seinem Selbstverständnis als ,,Kirche" besondere Konturen. Obwohl Gottesdienste, Gebet und Seelsorge für die Praxis der Bahnhofsmission nicht konstitutiv sind, bringen sie doch einen wesentlichen Aspekt ihres Selbstverständnisses zum Ausdruck: Sie verstehen sich ais Einrichtungen der Kirche, die sich ganz explizit an Schwache und Benachteiligte richtet und zugleich am Bahnhof eine besondere Öffentlichkeit erreicht.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung