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Die Anfänge der modernen Lyrik - Literaturgeschichte mit Textähnlichkeiten modellieren
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professor Dr. Fotis Jannidis; Professorin Dr. Simone Winko
Fachliche Zuordnung
Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung
Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 424212127
Der Übergang des Realismus, der dominanten Kunstform des 19. Jahrhunderts, zur frühen Moderne an der Wende zum 20. Jahrhundert wurde damals von den Zeitgenossen damals und seither von der Literaturgeschichte als tiefgreifende Veränderung gesehen, die viele formale und inhaltliche Aspekte betrifft. Das gilt auch für die Lyrik. Aber während heute nur noch eine kleine Gruppe von Dichtern und Gedichten als ‚modern‘ angesehen wird, haben die Zeitgenossen dieses Attribut auf erheblich mehr Texte angewendet, wie man zum Beispiel an den zahlreichen um 1900 veröffentlichten Anthologien mit ‚moderner Lyrik‘ erkennen kann. Eines der Hauptziele unseres Projekts ist es, diese Diskrepanz zu verstehen: Ignoriert die Literaturgeschichte moderne Merkmale in vielen Gedichten um 1900 oder haben die Zeitgenossen Veränderungen und Innovationen wahrgenommen, wo es keine gab? Um diese Frage zu beantworten, werden wir uns mit der Ähnlichkeit von Texten befassen: Unsere leitende Annahme ist, dass modernere Texte einander ähnlicher sind als traditionelleren Texten. Ähnlichkeit ist aber immer mit einer bestimmten Perspektive verbunden. Die Dimensionen, unter denen Zeitgenossen und Literaturhistoriker die Hauptunterschiede zwischen der Lyrik des Realismus und der frühen Moderne sehen, sind meist die gleichen: neue Themen, neue Formen und eine neue Art der Darstellung und des Ausdrucks von Emotionen in Gedichten. Wir werden all diese Aspekte behandeln, werden dabei aber mit unterschiedlich großem Aufwand vorliegende Methoden anpassen bzw. erneuern. Die Entwicklung neuer Methoden wird sich auf semantische Textähnlichkeit und auf sentiment analysis oder genauer: auf Emotionsanalyse konzentrieren. Die Messung der Textähnlichkeit von kurzen Texten wie Gedichten ist eine große Herausforderung, aber seit der Einführung von word2vec und anderen Formen des word embeddings hat sich die Situation deutlich verbessert. In der Anwendung dieser Ansätze auf historische Texte und insbesondere auf eine Gattung wie die Lyrik liegt eine weitere Herausforderung: Das Vokabular der Lyrik unterscheidet sich deutlich von dem anderer literarischer Gattungen; es ist z.B. gekennzeichnet durch die Verwendung von ‚altmodischen‘ Ausdrücken und zugleich von Neologismen, von denen viele Komposita sind. Einer unserer Schwerpunkte liegt auf der Bestimmung, welcher Ansatz der word embeddings für unsere Beispielfälle vorzuziehen ist und wie diese verwendet werden können, wenn Dimensionen wie die allgemeine Semantik wiedergegeben werden sollen. Den zweiten Schwerpunkt macht die Entwicklung eines historischen Emotionslexikons aus, das anachronistische Zuordnungen vermeidet.
DFG-Verfahren
Schwerpunktprogramme
Teilprojekt zu
SPP 2207:
Computational Literary Studies