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Elterliche Gendersozialisation in vielfältigen Familien: Wechselwirkungen mit Geschlechtshormonen, Familienprozessen und sozio-politischem Kontext

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 424257012
 
Erstellungsjahr 2023

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das unterschiedliche Tempo des Wandels hin zu geschlechtergerechten Überzeugungen und Praktiken in postindustriellen Gesellschaften wurde als unvollständige Geschlechterrevolution konzeptualisiert. Mögliche Erklärungen dafür liefern einerseits fortbestehenden essentialistische Überzeugungen und andererseits neurowissenschaftliche Hinweise zu biologischen Geschlechtsunterschiede. Dieses Projekt beleuchtete den Prozess des intergenerationalen Wandels in den Geschlechterbeziehungen näher, indem es untersuchte, wie Kinder ihre Geschlechtervorstellungen, Interessen und Berufswünsche in verschiedenen Familienformen und Geschlechterkulturen ausbilden, und indem es die Wechselwirkung mit pränatalen Androgeneinflüssen betrachtete. Durch die Kombination soziologischer, psychologischer und neurowissenschaftlicher Theorien hat das Projekt interdisziplinäre theoretische Konzeptualisierungen der Geschlechtersozialisation weiterentwickelt. Das Projekt nutzte repräsentative Sekundärdatensätze von Kindern und Jugendlichen in Deutschland, England, Schweden und den Niederlanden, die sich in ihrer Gleichstellungs- und Integrationspolitik für Einwanderer historisch unterscheiden. Die Ergebnisse der sechs veröffentlichten Arbeiten liefern in ihrer Kombination eine Reihe neuer Erkenntnisse über die geschlechtsspezifischen Vorstellungen, Interessen und Wünsche von Kindern und Jugendlichen. Sie bestätigen einige der theoretischen Vorhersagen über die Auswirkungen unterschiedlicher Arbeits- und Betreuungsarrangements der Eltern auf die Rollengestaltung, beispielsweise auch im Prozess der Auflösung der elterlichen Beziehung. Sie unterstreichen jedoch auch, wie wichtig es ist, die Wechselwirkung elterlicher Sozialisation mit pränatalen Androgeneinflüssen sowie mit den Einflüssen von Gleichaltrigen in der Schule und den ersten romantischen Beziehungen zu berücksichtigen. Bei jungen Frauen beispielsweise stehen erste Erfahrungen in romantischen Beziehungen in signifikantem Zusammenhang mit einer langsameren Zunahme des Egalitarismus. Es wurde festgestellt, dass Jugendliche im Allgemeinen ihre eigenen geschlechtsspezifischen Überzeugungen an die ihrer Eltern, Freunde und Klassenkameraden anpassen. Bei gegensätzlichen Überzeugungen neigten die Jugendlichen dazu, sich stärker denjenigen anzupassen, die egalitärere Ansichten vertraten, was möglicherweise mit weiter verbreiteten egalitären Normen zusammenhängt. Unsere Ergebnisse deuten auch darauf hin, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund weniger egalitäre Geschlechterideologien vertreten, aber weniger geschlechtstypische Berufe anstreben als ihre Altersgenossen der Mehrheitsbevölkerung. Was Vergleiche zwischen politischen und kulturellen Kontexten angeht, so weisen die Ergebnisse auf bemerkenswerte Ähnlichkeiten zwischen den vier Ländern hin, was die Bedeutung von Eltern und Gleichaltrigen für die Herausbildung von Geschlechterideologien sowohl bei Minderheiten als auch in der Mehrheitsbevölkerung angeht.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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