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Makroökonomische Implikationen der Hartz IV-Arbeitsmarktreform
Antragsteller
Professor Dr. Christian Merkl
Fachliche Zuordnung
Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Förderung
Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 424639011
Mehr als ein Jahrzehnt nach Einführung der Hartz-Reformen gibt es in der wissenschaftlichen Literatur noch substantielle Unterschiede bei der Quantifizierung der makroökonomischen Auswirkungen. Einerseits sind die Effekte auf die deutsche Volkswirtschaft umstritten. Wie viel hat Hartz IV zum Rückgang der Arbeitslosigkeit und zum Anstieg der Lohnungleichheit beigetragen? Andererseits gilt dies auch für die außenwirtschaftlichen Zusammenhänge. Haben die Hartz-Reformen zum Anstieg des Leistungsbilanzüberschusses beigetragen?Unser Antrag will die in Nürnberg vorhandenen mikroökonomischen Daten verwenden, um theoretische Annahmen und Kalibrierungen im Kontext der Arbeitsmarktreformen zu validieren. Darauf basierend sollen die makroökonomische Theorie weiterentwickelt und fundierte quantitative Antworten geliefert werden.Im ersten Projekt schlagen wir eine neue Methodik vor, um die Hartz IV-Reform durch die Brille eines makroökonomischen Modells zu evaluieren. Dieses Modell unterscheidet zwischen Partial- und Gleichgewichtseffekten. Anstelle einen bestimmten Rückgang der Lohnersatzquote für die Modellsimulation anzunehmen, soll die IAB-Stellenerhebung verwendet werden, um den Partialeffekt der Hartz IV-Reform zu schätzen. Darüber hinaus wollen wir das Zeitreihenverhalten in der IAB-Stellenerhebung nutzen, um die Bedeutung des Partialeffektes im Verhältnis zum Gleichgewichtseffekt zu schätzen. Die Kalibrierung unseres Modells wird auf diesen empirischen Schätzungen aufbauen. Auf Basis des Modells werden dann die makroökonomischen Effekte der Hartz IV-Reform (auf Flüsse, Löhne und Arbeitslosigkeit) quantifiziert. Darüber hinaus werden wir Wohlfahrtseffekte sowie Interaktionen mit anderen Reformschritten (z.B. Hartz III) analysieren.Im zweiten Projekt untersuchen wir die Effekte der Arbeitsmarktreformen in einer offenen Volkswirtschaft auf Basis der Handelbarkeit von Gütern und Dienstleistungen. Wir dokumentieren, wie sich Arbeitsmarktflüsse und Löhne zum Zeitpunkt der Einführung der Hartz III und Hartz IV-Reformen in Abhängigkeit von der Handelbarkeit des Outputs verändert haben. Hierfür verlinken wir denn „Administrative Wage and Labor Market Flow“ (AWFP) Datensatz mit zwei Datensätzen zur Handelbarkeit von Gütern und Dienstleistungen. Wir kontrastieren diese empirischen Ergebnissen mit jenen aus einem Zweiländer-Währungsunions-Modell mit Suchfriktionen und handelbarem sowie nicht handelbarem Sektor. Aus theoretischer Perspektive erwarten wir, dass Betriebe im handelbaren Sektor stärker (unmittelbar) von Arbeitsmarktreformen betroffen sind. Falls Modell und Daten sehr ähnliche Ergebnisse liefern, können wir kontrafaktische Szenarien analysieren. Falls nicht, modifizieren wir Parameter und wichtige theoretische Annahmen (z.B. die Lohnbildung). Falls Modell und Daten nichtsdestotrotz weiterhin große Unterschiede zeigen, könnte das Projekt ein wichtiges „Puzzle“ für die künftige theoretische Forschung liefern.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen