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Vom Wert der eigenen vier Wände: bauliche Dynamiken und sozio-ökonomische Veränderungen von Privatarchitektur in Pompeji (3. Jh. v. Chr. - 1. Jh. n. Chr.)

Antragsteller Dr. Domenico Esposito
Fachliche Zuordnung Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Förderung Förderung von 2019 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 424850936
 
Wer sich ein Haus kauft, der möchte oft nicht nur sein Bedürfnis nach geeigneten Wohnverhältnissen befriedigen, sondern auch sein Geld gewinnbringend anlegen. Mit Umbauten, Erweiterungen, Unterteilungen, Vermietungen und Umnutzungen kann der Privatbesitz dann sogar zur weiteren Kapitalvermehrung beitragen. Diese marktwirtschaftlich-kapitalistischen Prämissen leuchten wohl jedem modernen Hausbesitzer ein. Wie aber war das in der römischen Antike? Welches Verständnis vom „Wert der eigenen vier Wände“ hatte ein römischer Hausbesitzer? Diese Frage ist der Ausgangspunkt für das vorliegende Projekt, das sich mit den baulichen und sozioökonomischen Dynamiken von privatem Immobilienbesitz im antiken Pompeji beschäftigt. Aufgrund der außergewöhnlich dichten und konsistenten Befunde bietet Pompeji einzigartige Möglichkeiten zur Beantwortung dieser Fragen. Zum ersten Mal werden hier auf der Grundlage einer detaillierten Analyse architektonischer Befunde Strategien der privaten Immobilienwirtschaft systematisch rekonstruiert. Außerdem sollen Modifikationen am privaten Eigentum auch in ihren diachronen Wechselwirkungen zum gesamten städtischen Gefüge beleuchtet werden und nicht – wie bisher – beschränkt auf einen einzelnen Gebäudekomplex oder eine bestimmte Baugattung bleiben. Als interdisziplinär angelegtes Projekt werden Daten aus Archäologie, Wirtschafts- und Rechtsgeschichte sowie Epigraphik einbezogen. Zudem kommt hier eine speziell für dieses Projekt entwickelte Methodik zur Anwendung, die präzise planimetrische Grundtypologien definiert, mit deren Hilfe sich allgemeine Trends in der räumlichen Organisation und Nutzungsveränderung ausmachen und bewerten lassen. Konkret stellen sich folgende Fragen: Wie lässt sich der Bestand von städtischem Privatgrundbesitz im Verhältnis zum gesamtstädtischen Gefüge systematisch untersuchen? Welche Veränderungen in Fläche und architektonischen Volumina und/oder der Raumnutzung können im Lauf der Zeit festgestellt werden? Auf welche Weise können eine möglichst getreue Rekonstruktion des ursprünglichen Verlaufs der Grundstücksgrenzen vorgenommen und die Beweggründe nachfolgender Veränderungen ausgemacht werden? Welche Folgerungen können daraus für die Veränderungen des Stadtgefüges zwischen den 3. Jh. v. Chr. und 79 n. Chr. gezogen werden? Welche Folgen haben die materiellen Veränderungen des privaten Grundeigentums auf sozialer, ökonomischer und rechtlicher Ebene?Zentrales Ziel des vorliegenden Projekts ist also das Nachvollziehen der sozioökonomischen Motive für die Ausformung privater Grundstücke am Beispiel von Pompeji. Ansatzpunkt ist dabei die Identifizierung räumlicher Verteilung und funktionaler Organisation der Privatgrundstücke im Jahr 79 n. Chr., der Architektur auch als Spiegel sozialer Realitäten auffasst (Simmel 1903; Bourdieu 1985, 1991). Aus dieser neuen Perspektive fokussiert das Projekt die Beweggründe der Stadtbewohner, in städtischen Grundbesitz zu investieren und diesen zu erhalten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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