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Innere Strukturen und politische Praxis der Deutschen Fortschrittspartei zwischen Fundamentalopposition und Reformpolitik (1861–1878/79)

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2019 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 425703359
 
Die Deutsche Fortschrittspartei fristet bestenfalls ein Nischendasein in der historischen Forschung. Dabei prägte sie die politische Gestaltung des Deutschen Reichs entscheidend mit: zunächst als Gegenspielerin Otto von Bismarcks mit ihrer herausgehobenen Stellung im preußischen Verfassungskonflikt und ihrem Streben nach einem freiheitlichen Nationalstaat sowie seit 1867 als wichtige Oppositionspartei.Das Projekt analysiert auf der Basis von archivalischen Quellen kritisch und akteurszentriert die Deutsche Fortschrittspartei und ihre politische Praxis während der Liberalen Ära (1861–1878/79). Besonders interessieren ihr Einfluss, ihre Handlungsmöglichkeiten, die innere Verfasstheit, Meinungsführerschaften, inhaltliche, mentale und organisatorische Veränderungen und Anpassungsprozesse angesichts politischer Umbrüche, nach Konflikten innerhalb der Partei und mit politischen Gegnern. Ferner fragt das Projekt nach der Stellung der Fortschrittspartei innerhalb des preußischen und deutschen politischen Systems sowie ihrer Praxis in den Parlamenten.Hierzu will das Forschungsvorhaben theoretische und methodische Elemente des britischen „High politics“-Ansatzes für die historische Parteienforschung nutzbar machen. Dazu blickt es mit einem konfliktbezogenen und ideologiekritischen Politikverständnis besonders auf den politischen Alltag, persönliche Beziehungen, Ambitionen und Feindseligkeiten, um das politische Handeln zu analysieren und zu erklären. Dabei werden jedoch weder ideen-, kultur- oder sozialgeschichtliche Kontexte ausgeblendet noch Politik zur reinen Elitengeschichte degradiert. Es sollen detailliert innerparteiliche Handlungsabläufe, Willensbildungs- und Entscheidungsprozesse rekonstruiert werden, um Machtzentren, politische Strategien, Handlungsmotive, -optionen und -intentionen sowie Aushandlungsprozesse, Konflikte und Widersprüche in der Partei offenzulegen. Der Kreis der handelnden Akteure wird erweitert und die Konflikte im politischen Liberalismus nicht länger ideengeschichtlich verkürzt.In dem Projekt werden erstmals die in deutschen Archiven überlieferten Materialien systematisch ausgewertet: sowohl institutionelles und parteiinternes Schriftgut (von Überwachungs- und Spitzelberichten der Polizei bis zu internen Protokollen, Rundschreiben etc.) als auch Egodokumente (insb. Briefe und Aufzeichnungen von Abgeordneten). Ergänzend wird auf Zeitungen und Parlamentsprotokolle zurückgegriffen, um Lücken im archivalischen Material zu schließen.Wegen der vielfältigen Bedeutung der Deutschen Fortschrittspartei berührt das Projekt zahlreiche Forschungsfelder der politischen Geschichte (Parteien- und Parlamentarismusgeschichte sowie Liberalismus- und Nationalismusgeschichte) und will einen Beitrag leisten, um die innere und äußere Nationalstaatsbildung aus einer methodisch innovativen Perspektive zu beleuchten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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