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Logik sprachübergreifend: Ausdruck und Interpretation von Konnektiva im Sprachvergleich

Antragstellerin Dr. Andreea Nicolae, Ph.D.
Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung Förderung von 2019 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 426668767
 
Logische Verknüpfungen sind neben Zahlen und Geometrie ein wichtiger Baustein des menschlichen formalen Denkens. Vor 170 Jahren hat der britische Logiker Boole in der booleschen Logik postuliert, dass "oder" dem Operator "|" entspricht und "und" dem Operator "&". Die Mathematik, Informatik und andere Bereichen sind ohne boolesche Logik nicht mehr zu denkbar, aber Boole hat nie angestrebt zu zeigen, dass seine Operatoren tatsächlich Bausteine des Denkens sind. Die meisten anderen Arbeiten in der formalen Linguistik weisen einen Bias auf, da sie europäische Sprachen betrachten, bei denen die Beziehung zwischen Syntax und Semantik besonders einfach sein könnte. Es gibt aber Grund an dem booleschen Ansatz zu zweifeln. Zum Beispiel folgt aus den booleschen Gesetzen, dass unter Verwendung der Negation ein Konnektor redundant ist, also wären Konjunktion allein oder auch Disjunktion allein als Basisbaustein ausreichend. Außerhalb der indo-europäischen Sprachen gibt es bis heute keine cross-linguistische, vertiefte Studie, die nicht nur die unterschiedlichen Arten in der Koordination ausgedrückt werden kann dokumentiert, sondern auch die semantischen und morphosyntaktischen Unterschiede zwischen dieses Konstruktionen beschreibt. Zunächst erscheint es einfach zu festzustellen, wie eine Sprache einfache Konzepte wie "und" und "oder" ausdrückt, aber es gibt Sprachen denen Konjunktion völlig fehlt; die also kein Morphem aufweisen, dass einheitlich in allen Kontexten als "und" übersetzt werden kann. Solche Sprachen verwenden stattdessen Disjunktion um eine konjunktive Bedeutung auszudrücken (z.B. Warlpiri, American Sign Language). Andererseits gibt es auch Sprachen in denen beim Ausdruck von Disjunktion Mittel verwendet werden, die sonst Konjunktion in der Sprache ausdrücken (z.B. Cheyenne wo Disjunktion auf dem Konjunktionsmorphem basiert). Dieses Projekt stellt den ersten ernsthaften Beitrag basierend auf einem intensiven Sprachvergleich dar zur formalen Untersuchung der Korrespondenzen und Divergenzen zwischen natürlicher Sprache und Boole'scher Logik. Die Entwicklung von Theorien, die verschiedene Strategien zur Bildung von konjunktiver und disjunktiver Bedeutung möglich machen und die Dimension von Variation solcher Strategien darstellen, ist rezent und daher ist dieser Zeitpunkt günstig für dieses Projekt. Die drei Hauptstränge des Projekts sind die folgenden: (i) die Interaktion zwischen Konnektiva und Negation und die die Identifikation von Divergenzen zwischen vorgesagter Bedeutung in der Boole'schen Logik und der tatsächlichen Bedeutung, (ii) die Funktion von komplexen Konnektiva im Vergleich zu einfachen, und (iii) das Ausmass der Polyfunktionalität von Konnektiva.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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