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Eigenständigkeit und Diversität: Unbekannte karäische Bibelkommentare der frühklassischen Epoche auf Judäo-Arabisch

Fachliche Zuordnung Religionswissenschaft und Judaistik
Islamwissenschaft, Arabistik, Semitistik
Förderung Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 427351847
 
Das mittelalterliche Judentum war in zwei religiöse Bewegungen geteilt: rabbinische und karäische Juden. Die Karäer hatten sich im 9. Jahrhundert im Irak vom rabbinischen Judentum abgespaltet und erstarkten in den darauffolgenden Jahrhunderten als eigenständige Gruppe. Der Kern ihrer Lehre bestand in der Ablehnung der Autorität des Talmuds und der rabbinischen Tradition. Stattdessen sollten die biblischen Schriften neu gelesen werden. Die wissenschaftliche Beschäftigung mit karäischer Bibelauslegung der frühklassischen Epoche (10. - 11. Jh.) hat sich bisher auf ein paar wenige Autoren der Jerusalemer Schule der „Trauernden Zions“ beschränkt, insbesondere auf die Kommentare von Yefet ben ʿEli. Es gab jedoch unter den Karäern eine große Reihe von bemerkenswerten Exegeten, deren Werke der Wissenschaft bisher weitgehend unbekannt sind. Was kann also über die exegetische und literarische Diversität innerhalb der karäischen Gemeinschaft zu dieser formativen Periode gesagt werden? Welche Deutungsansätze existierten und welche Praktiken wurden bei der Exegese angewandt? Um den Kenntnisstand bezüglich der großen Diversität innerhalb der karäischen Exegese zu erweitern, werden wir in diesem Projekt zwei Aufgaben nachgehen. Zunächst werden wir die judäo-arabischen Kommentare zu Genesis und Exodus von Yaʿqūb al-Qirqisānī (Bagdad) and Sahl ben Maṣliaḥ (Jerusalem) edieren und ins Englische übersetzen. Hierbei handelt es sich um bedeutsame umfangreiche, der Wissenschaft jedoch größtenteils unbekannte, Werke. In einem nächsten Schritt möchten wir den exegetischen Inhalt, die dabei zum Tragen kommenden Techniken und den Stil der beiden Kommentare analysieren und vergleichen. Hiermit soll nicht nur das Wissen um die zwei Schulen karäischer Exegese (Irak und Jerusalem), sondern auch um die Entwicklung karäischer Bibelauslegung insgesamt vertieft werden. Außerdem wollen wir mit unserer Forschung die Beziehung zwischen karäischer Exegese und nicht-jüdischen Formen von Schriftauslegung untersuchen. Wir streben an, damit einen Beitrag zur Erforschung der arabischen Wissenschaftskultur mittelalterlicher jüdischer Gemeinschaften des Orients ihrer Einbettung in den größeren islamischen Kontex zu leisten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Israel
ausländ. Mitantragstellerin Professorin Dr. Miriam Goldstein, Ph.D.
 
 

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