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Sinn und Sinnlichkeit der Vorstellungskraft: Musikhören im England der Frühaufklärung

Antragstellerin Dr. Ina Knoth
Fachliche Zuordnung Musikwissenschaften
Förderung Förderung von 2019 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 427833835
 
Das Projekt hat zum Ziel, erstmals das Panorama des Musikhörens im England der Frühaufklärung zu rekonstruieren. Mit wissens- und sozialgeschichtlichem Ansatz werden Selbstzeugnisse als Erinnerungsberichte an Musikhören in Briefwechseln und Tagebüchern in Bezug zum zeitgenössischen Musik- und Kunstschrifttum, diversen Printmedien populärer Wissensverbreitung und Artefakten des Musik- und Kunstlebens gesetzt.Mit ihrer Loslösung vom Hof als kulturellem Zentrum war die Musikkultur Englands um 1700 die vielfältigste Europas: Musik in Oper, Theater und – ca. 50 Jahre früher als auf dem europäischen Kontinent – kommerziellen Konzerten in Musick Houses, Ballsälen und Lustgärten ergänzte das Musizieren am Hof, in der Kirche, auf der Straße und im Privaten. Die Vielfalt und Intensität des Musiklebens besonders Londons brachte auch neue kulturelle Praktiken des Musikhörens hervor. Gleichzeitig führte der Aufschwung von Druckmedien wie Buch, Zeitung und Zeitschriften dazu, dass Wissen über Musik und ihre Wahrnehmung öffentlich rezipiert und diskutiert wurde. Das Projekt untersucht die gegenseitigen Abhängigkeiten von Musikkultur, Diskussionskultur und Musikpublikum, indem es nach dem Einfluss des publizistisch verbreiteten Musikwissens sowie der durch das Kulturangebot bestimmten Praktiken auf die Musikwahrnehmung des Publikums fragt.Dabei fokussiert das Projekt vor allem solche Quellen zum Musikhören, die Rückschlüsse auf sinnes- und vernunftbezogene Musikwahrnehmung zulassen. Insgesamt werden rund 550 Titel aus Musik- und Kunstschrifttum, Zeitschriften, Tagebüchern, Briefsammlungen, Predigten und Pamphlete sowie darin adressiertes Musikrepertoire und bildliche Darstellungen untersucht. Viele der bereits gesammelten Selbstzeugnisse stellen neue Funde dar.Basierend auf substanziellen Vorarbeiten der Antragstellerin soll die zeitgenössische Musikwahrnehmung herausgearbeitet werden, wie sie sich aufbauend auf dem Wechselverhältnis von frühaufklärerischem Musikwissensverständnis, Körper- bzw. Sinneskonzepten und Musikleben im Kommunikationsverhalten abbildet. Das Panorama des Musikhörens wird dabei auf Modifikationen von tradierten Axiomen partizipierender sowie neue Ideen zu distanzierter Musikwahrnehmung verdichtet. Unterschiedliche Konzepte zur Vorstellungskraft erweisen sich als maßgeblich dafür, wie eine interessierte, aber musikalisch nicht professionelle Hörerschaft wissenschaftliche und populär ausgerichtete Diskussionen zur Musik rezipierte und selbst prägte.Die Ergebnisse werden in einer hybriden Publikation (Open Access mit gleichzeitiger Printpublikation) veröffentlicht. Zusätzlich werden sämtliche Passagen zum Musikhören aus den Selbstzeugnissen zur Nachnutzung in die Listening Experience Database (LED; https://led.kmi.open.ac.uk/), die gegenwärtig international größte Datenbank für Musikerlebnisse, übertragen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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