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Insel im Netz - Kubas Digitale Kultur und ihre sozialen Aushandlungen nach dem Ende der Ära Castro.

Fachliche Zuordnung Ethnologie und Europäische Ethnologie
Förderung Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 428086777
 
Kuba, seit den 1960er Jahren ein kommunistischer Einparteienstaat, hat eine der niedrigsten Internetdurchdringungsraten der Welt. Dies liegt hauptsächlich an einer Regierungspolitik, welche alle unabhängigen privaten Medieninitiativen aus Sorge vor Kontrollverlust verbietet, dem US-Handelsembargo, welches einen besseren Zugang zu neuen Informations- und Kommunikationstechnologien verhindert, sowie der anhaltenden Krise der kubanischen Wirtschaft, die Investitionen in digitale Infrastruktur verunmöglicht. Seit 2014 jedoch verbindet ein Glasfaserkabel nach Venezuela die Insel endlich mit der globalen Netzwerkarchitektur. Unter dem wachsenden Einfluss von Miguel Díaz-Canel, seit April 2018 der neue kubanische Präsident, hat der Staat zudem begonnen, seinen Bürgern uneingeschränkteren Zugang zu gewähren. Seit März 2015 wurden die öffentlichen Plätze vieler Städte mit WiFi-Hotspots ausgestattet. Seit Dezember 2018 existiert außerdem ein 3G-Mobilfunknetz, welches noch nicht die ganze Insel abdeckt, aber endlich mobiles Internet für Nutzer mit Smartphones bietet. Die Verbindung ist langsam, unzuverlässig und teuer, stellt aber für die Mehrheit der Nutzer den ersten regelmäßigen Internetzugang dar. Diese anhaltenden Beschränkungen haben gleichwohl zur Entstehung von informellen Infrastrukturen geführt, welche die staatlichen Onlinearchitektur ersetzen, indem sie alternative Formen des Zugangs zu globalen Medieninhalten bieten. Das von mir vorgeschlagene Forschungsprojekt verfolgt drei Hauptziele: (1) Es untersucht die Folgen zunehmender Vernetzung für den Alltag und die Praktiken der kubanischen Bevölkerung und analysiert die kreativen Strategien, mit denen Nutzer ihre wachsende Beteiligung an der offiziellen Online-Infrastruktur sowie ihr Engagement in informellen Praktiken des Datenaustausches aushandeln.(2) Es untersucht die aufkommende kubanische Digitalkultur als ein paradigmatisches Feld, in dem sich die Beziehungen zwischen Bürgern und Staat derzeit verändern. (3) Es betrachtet das, was die Kubaner als "das Internet" erleben als Konglomerat unterschiedlicher Horizonte technischer und sozialer Möglichkeiten.Das Projekt stützt sich auf die methodische Perspektive der digitalen Ethnographie, sowie einer Anthropologie der Infrastrukturen. Es basiert auf ethnographischer Langzeitfeldforschung an drei Orten: der Hauptstadt Havanna, als Zentrum staatlich geförderter Innovation und paralleler Praktiken, der Provinzstadt Placetas im kubanischen Hinterland und Miami als dem Herzen des kubanischen Exils. Zentrale Forschungsmethoden sind teilnehmende und nichtteilnehmende Beobachtung in Offline- und Online-Kontexten, Interviews, sowie qualitative Medienanalysen des offiziellen staatlichen Digitalisierungsdiskurses sowie der in informellen Vertriebsnetzen zirkulierenden Bild-, Ton- und Textdaten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Dänemark
 
 

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