Das UNESCO-Weltkulturerbe in Nordafrika: Global-lokale Governanz und lokale Aneignung des Welterbekonzepts
Final Report Abstract
Das Projekt untersuchte die Governanz bzw. Steuerung des UNESCO-Welterbes im Zusammenspiel von lokalen, nationalen und globalen Akteuren am Beispiel nordafrikanischer Welterbestätten. Ein besonderer Schwerpunkt wurde mittels der Methode der teilnehmenden Beobachtung auf die sozialwissenschaftliche Annäherung an die globalen Entscheidungsgremien zur Umsetzung der UNESCO-Welterbekonvention gelegt. Diese bewegen sich im Spannungsfeld zwischen kultur- und naturwissenschaftlicher Expertise einerseits, den Regeln internationaler Diplomatie andererseits. Dabei konnte herausgearbeitet werden, inwiefern Schlüsselbegriffe (wie „außergewöhnlicher universaler Wert“) und Schlüsselinstrumente (wie die „Liste des Welterbes in Gefahr“) der Welterbekonvention von verschiedenen Akteuren in unterschiedlicher Art und Weise interpretiert werden. Das Welterbekomitee muss anhand von Sachstandsberichten zu Fragestellungen und Situationen an Stätten urteilen, welche die Komiteemitglieder in der Regel selbst nicht persönlich kennen; hierbei stellt sich das Problem der Verlässlichkeit der „weit hergeholten Fakten“ in den Sachstandsberichten. Nichtsdestoweniger konnte an zahlreichen Beispielen nachverfolgt werden, dass das Welterberegime zu einem verbesserten Schutz der Welterbestätten beiträgt. Die Akteure der nationalen Ebene, etwa die zuständigen Mitarbeiter in den jeweiligen Kulturministerien, befinden sich in einer Art Sandwichposition. Sie üben eine Scharnierund Filterfunktion zwischen lokalen Akteuren an den Welterbestätten und den globalen Gremien aus. An den untersuchten Welterbestätten konkurriert der Denkmal- und Naturschutz mit anderen Zielen, etwa jenen der Stadt- und Regionalentwicklung. Authentizität und Integrität der untersuchten Stätten (des saharischen Tals des M’zab/ Algerien und der Medina von Marrakech/ Marokko) sind durch zahlreiche Eingriffe bedroht. Nicht selten zeigt sich der Denkmal- und Naturschutz in der schwächeren Position. Durch die Unterschutzstellung im Sinne der Welterbekonvention und die internationalen Aufmerksamkeit wird die Positionen des Denkmal- und Naturschutzes tendenziell gestärkt. Die UNESCO übt sowohl einen diskursiven bzw. ideellen als auch einen institutionellen Einfluss auf die Welterbestätten aus. Für einen angemessenen Schutz der Stätten erweist sich der diskursive Einfluss der UNESCO und damit die Akzeptanz der Ziele der UNESCO durch lokale und nationale Akteure als mindestens ebenso wichtig wie direkte Interventionen oder Entscheidungen der UNESCO-Gremien bezüglich der jeweiligen Stätten.
Publications
- 2007: Welterbe oder Stadtentwicklung in Gefahr? Zu deutschen Debatten und zur global-lokalen Governanz von UNESCO-Welterbestätten am Beispiel des Kölner Doms, in: Berichte zur deutschen Landeskunde 81 (4) 2007: 329-352
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- 2008: Kulturlandschaftsschutz und soziokulturelle Transformation im Tal des M’zab (Algerien), in: Geographische Rundschau H. 7-8/2008: 50-57
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- 2008: Protection du patrimoine culturel et transformation socioculturelle: la «vallée du M’zab ». Un site classé patrimoine mondial en Algérie, in: H. Popp (éd.): Les pays du Maghreb. Contributions de la géographie humaine allemande, Bayreuth: 38-49
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- 2008: World Heritage Site M’zab Valley in Algeria: Social Change and Safeguarding Cultural Landscapes, in: Geographische Rundschau. International Edition Vol. 4/2008: 38-45
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- 2009: Global Culture Governance. Decision Making About World Heritage Between Politics and Science, in: Erdkunde, Jg. 63 H. 2: 103-121
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- 2009: Wie eine neue Konvention entsteht. Die Produktion des UNESCO-Konzepts zum Schutz immateriellen Erbes entlang einer Global- Lokal-Achse, in: Schneider, I./ Schindler, M./ Berger, K. (Hg.): Erb.gut? Kulturelles Erbe in Wissenschaft und Gesellschaft. Referate der 25. Österreichischen Volkskundetagung 2007 in Innsbruck (= Buchreihe der Österreichischen Zeitschrift für Volkskunde). Wien
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- Cultural Governance. Zur Kulturgeographie des UNESCO-Welterberegimes. Bonn
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