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Wege – Methoden – Kritiken: Kunsthistorikerinnen 1880–1970

Fachliche Zuordnung Kunstgeschichte
Wissenschaftsgeschichte
Förderung Förderung von 2019 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 428261246
 
Das Netzwerk zielt auf die Erschließung des Anteils deutschsprachiger Kunsthistorikerinnen an der Geschichte der Disziplin zwischen circa 1880 und 1970. Hierfür soll das Werk der ersten akademisch ausgebildeten Kunsthistorikerinnen analysiert, wissenschafts- und kulturhistorisch verortet und ihr nationales wie internationales Wirkungsfeld rekonstruiert werden. Jenseits einer bloßen Sammlung von Biografien untersucht das Netzwerk das Innovationspotential, das die sozial- wie institutionsgeschichtlich bedingte Sonderstellung von Frauen ihnen in der frühen Fachgeschichte eröffnete. Besonderes Augenmerk liegt auf der Frage, inwiefern sich ihre Ansätze in die Entwicklung der Disziplin eingeschrieben haben und welche Impulse sie für die heutige Kunstgeschichte, zumal angesichts des gesteigerten Interesses an außereuropäischer Kunstgeschichte, materieller Kultur und architekturbezogener Raumforschung, bereithalten.Während Frauen zu Beginn des 20. Jahrhunderts nicht nur zahlreich, sondern auch äußerst erfolgreich publizistisch, kuratorisch, lehrend und im Kunsthandel tätig waren, sind ihre Leistungen heute kaum mehr bekannt. Das Projekt zielt daher auf eine Wiederentdeckung und vergleichende Analyse der Fragestellungen, Theorien und Methoden, die Kunsthistorikerinnen in der Institutionalisierungsphase der Disziplin entwickelt haben, der Gegenstandsbereiche – etwa in Bezug auf Kunsthandwerk, Design und Architektur, neue Medien, moderne und außereuropäische Kunst –, die sie für die Disziplin erschlossen haben, und ihrer Entfaltungsmöglichkeiten und Einflussnahmen in einem dezidiert internationalen professionellen Rahmen. Dabei geraten auch die institutionellen, wissenschaftshistorischen und (gender-)politischen Ein- und Ausschlussmechanismen in den Blick, die, insbesondere vor dem Hintergrund von Flucht und Verfolgung im Nationalsozialismus, zu ihrer heutigen Unsichtbarkeit geführt haben.Bei der angestrebten 'Wiederentdeckung' geht es jenseits von Geniekult und Kanonbildung um die Erweiterung der methodischen, materiellen und kulturellen Diversität des Faches. Nur wenn wieder präsent wird, welche vielfältigen Gegenstände die ersten akademisch ausgebildeten Kunsthistorikerinnen durch ihre spezifischen Lebenserfahrungen, sozialen Hintergründe, Berufswege und Wissenshorizonte für die Disziplin erschlossen haben, welche Methoden sie entwickelt bzw. modifiziert, welche medialen, sprachlichen und ästhetischen Vermittlungsformen sie gefunden und welche Wirkungsfelder und Netzwerke sie für sich etabliert haben, lässt sich die Geschichte der Kunstgeschichte – und damit auch der Kunst – polyperspektivisch erfassen und dynamisieren. Damit leistet das Netzwerk einen Beitrag zur kritischen Auseinandersetzung mit der Geschichte der Geisteswissenschaften.
DFG-Verfahren Wissenschaftliche Netzwerke
Mitverantwortlich(e) Professorin Dr. Brigitte Sölch
 
 

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