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Tiefe Subduktion in der Erdgeschichte: Spurensuche im sedimentären Rekord

Fachliche Zuordnung Paläontologie
Mineralogie, Petrologie und Geochemie
Förderung Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 428738884
 
Erstellungsjahr 2023

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt zielte auf die aktuelle und lebhaft diskutierte Frage in den Geowissenschaften, ob tiefe (‚modern-style‘) Subduktion einschließlich der Bildung von Ultrahochdruck (UHP)-Gesteinen bereits vor dem Neoproterozoikum existierte oder nicht. Dieses Problem wurde mit einem völlig neuen Ansatz angegangen, einer Screening-Methode von Sedimenten mit dem Ziel der Detektion von Coesit-Einschlüssen in detritischen Granaten. Während der erste Teil des Projektes auf methodische Verbesserungen zielte mit einem Testgebiet im Erzgebirge in Deutschland, sollte der zweite Teil der systematischen Suche von UHP-Detritus in paläoproterozoischen Gürteln in W-Grönland und NE-Kanada gelten. Für den zweiten Teil konnten bisher nur Teilergebnisse erzielt werden, da die Geländearbeit in Kanada aufgrund Covid-19 bedingter Reisebeschränkungen erst in 9/2022 stattfinden konnte. Die methodischen Verbesserungen umfassen (1.) den konzeptionellen Beweis, dass die neue Methode auch in größeren Einzugsgebieten (>500 km2) funktioniert, (2.) detaillierte Untersuchungen zum Zusammenhang von Mineraleinschlusstyp und -häufigkeit mit der Granat-Korngröße, (3.) besseres Verständnis von Größe und mineralischen Charakteristika der Coesit-Einschlüsse und deren Erhaltungspotential im Kontext von Wirtsgesteinstyp und Einschlussdichte, und (4.) die Zusammenhänge zwischen Einschlusstyp, Wirtsgestein und Granatchemie, im Wesentlichen aufbauend auf einem neuen KI-gestützten Diskriminationsschema von Wirtsgesteinen basierend auf der Granatchemie. All diese Weiterentwicklungen erlauben ein wesentlich effizienteres Screening von UHP-Granaten in Sedimenten bzw. Sedimentgesteinen. Für die Teststudie im Erzgebirge konnte gezeigt werden, dass jenseits der bekannten UHP-Gesteinskörper („Eklogitlinsen“) signifikante Anteile der felsischen Umgebungsgesteine ebenfalls UHP-Metamorphose erfahren haben. Des Weiteren haben wir die Methode auf einen Granat-reichen Strandsand einer Insel an der konvergenten Plattengrenze in Papua- Neuguinea angewendet, wo die jüngsten UHP-Gesteine der Erde aufgeschlossen sind. Dort existieren detritische Granate, die einen vollen Gesteinskreislauf von der Subduktion sedimentärer Gesteine über UHP-Metamorphose und partieller Aufschmelzung bis hin zu schneller Exhumierung, Erosion und Sedimentation bezeugen können. Für die paläoproterozoischen Gürtel widerlegen unsere bisherigen Ergebnisse, dass die Nordre Strømfjord Scherzone im Nagssugtoqidian Gebirge in W Grönland die zuvor publizierten extremen Druckbedingungen erlebt hat. Das Gebiet sollte daher nicht als Beleg für die Existenz tiefer (‚modern-style‘) Subduktion im Paläoproterozoikum herangezogen werden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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