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Die verflochtene Welt mündlicher und schriftlicher Übermittlung heiliger Traditionen im Nahen Osten

Antragstellerin Dr. Alba Fedeli
Fachliche Zuordnung Islamwissenschaft, Arabistik, Semitistik
Religionswissenschaft und Judaistik
Förderung Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 428993887
 
Erstellungsjahr 2023

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das InterSaME-Projekt untersuchte die Darstellung mündlicher Traditionen in arabischen Koranhandschriften, syrischen Bibelhandschriften und arabischen Umschriften der hebräischen Bibel. Die Schriftsysteme dieser drei Traditionen wurden untersucht, um festzustellen, inwieweit sie mündliche Lesetraditionen widerspiegeln und inwieweit diese drei Traditionen konvergierten sowie um mögliche Zusammenhänge bei der Übermittlung und Kodierung heiliger Texte der Islamischen Frühzeit zu verstehen. Im vierten und fünften Jahrhundert begannen syrische Schriftgelehrte, ihre Manuskripte mit Punkten zu versehen. Einige dieser Punkte dienten zur Unterscheidung von Wörtern, die gleich aussahen, aber unterschiedlich ausgesprochen wurden. Eine zweite Kategorie von Punkten diente der Unterteilung des Textes in kleinere Einheiten. Diese Punktierung, die auch aufsteigende und fallende Intonation anzeigte, stand im Mittelpunkt der Untersuchungen der syrischen Handschriften. Die Verteilung und Funktion der Punkte, insbesondere ihre Verwendung in verschiedenen grammatikalischen Konstruktionen, half, einen Überblick über die Prosodie des klassischen Syrisch zu gewinnen. Der zweite Teil der Untersuchung der syrischen Texte konzentrierte sich auf mittelalterliche Traktate und verglich diese Texte mit Daten aus der Untersuchung von Handschriften. Die Erkenntnisse aus der Untersuchung der Manuskripte ermöglichten einen neuen Blick auf diese Traktate und lieferten eine Fülle von Beobachtungen zu bestimmten Akzenten, Bibelstellen sowie zu den allgemeinen Zielen und Methoden der syrischen Grammatiker. Die Punkte wurden im achten/neunten wurden die Punkte in das Arabische Schriftsystem aufgenommen. Ihre allmähliche Einführung in koranischen Texten resultierte aus der Notwendigkeit, Vokale zu markieren (zur Unterscheidung zwischen identischen Wörtern), im Gegensatz zur Situation im Syrischen dienten sie allerdings nie zur Markierung von Intonation. Die Untersuchung der Koranhandschriften konzentrierte sich auf teilweise punktierte Manuskripte, um die ursprüngliche Funktion dieser Punkte herauszufinden. Die digitale Edition einiger Koranhandschriften und ihre Datenanalyse haben gezeigt, dass morphosyntaktische Informationen in der Punktierung eine wichtige Rolle spielen, das Vokalisierungssystem aber hauptsächlich dazu diente, den Text gemäß den Rezitationsregeln zu markieren. In einigen Fällen spiegelt die Punktierung ein Bewusstsein für unterschiedliche Lesetraditionen (qirāʾāt) wider. Einzelne Punkte reichten nicht aus, um alle Details der Lesetraditionen des Korans zu kodieren. Während in der syrischen Tradition eine dritte Kategorie von Punkten hinzugefügt wurde, die speziell zur Markierung von Vokalen gedacht war, wurde das System der Punktierungen im Koran zugunsten von Vokaldiakritika aufgegeben, die denen im modernen arabischen Schriftsystem entsprechen. Der dem Hebräischen gewidmete Teil des Projekt konzentrierte sich auf ein Korpus hebräischer Bibelmanuskripte, die von karäischen Juden im Mittelalter in arabischer Umschrift verfasst wurden. Diese spiegeln ein bemerkenswertes Maß an Annäherung der Juden an ihr muslimisches Umfeld wider. Die Transkriptionen stellen eine Konvergenz mit der äußeren Form des arabischen Korans und auch mit den Konzepten von Autorität dar, die mit der Übertragung des Korans verbunden sind. Gegenstand der Untersuchung in diesem Teilbereich war ein Korpus karäisch-arabischer Abschriften der hebräischen Bibel in der British Library. Die Kodikologie der Manuskripte wurde untersucht, die verschiedenen Transkriptionsmethoden, die sich in den Manuskripten widerspiegeln, wurden detailliert beschrieben und die Aussprachetraditionen, die sich in den Transkriptionen widerspiegeln, analysiert. Diese Untersuchungen zeigen, dass es deutliche Konvergenzen zwischen der christlichen, der muslimischen und der jüdischen Tradition in ihren Versuchen gibt, ihre jeweiligen Lesetraditionen im Mittelalter zu bewahren und darzustellen, auch wenn sie nie das System einer der anderen Traditionen vollständig übernahmen, um ihre individuelle Identität zu bewahren.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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