Mittelalterliche Handschriften: Digitalisierung und Erschließung Tegernseer Handschriften des 15. Jahrhunderts
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Die Handschriften aus dem Benediktinerkloster Tegernsee sind der größte Handschriftenfonds der Bayerischen Staatsbibliothek und wohl zugleich die zahlenmäßig umfassendste erhaltene Klosterprovenienz Deutschlands. Er umfasst ca. 1.680, überwiegend lateinische Handschriften (mehr als 1.550) vom späten achten bis ins 18. Jahrhundert. Abweichend von den bisherigen Tiefenerschließungsprojekten der Bayerischen Staatsbibliothek mit geschlossenen Provenienzen nach der Abfolge der Signaturen hat dieses Projekt einen nach aktuellen wissenschaftsrelevanten Kriterien ausgewählten Teilfonds des 15. Jahrhunderts zum Gegenstand. Die Digitalisierung der Handschriften, die in diesem Projekt im Vordergrund stand, konnte ein umfangreiches Korpus von 354 Handschriften qualitativ hochwertig mit vollständigen, anhand des Originals erstellten farbigen Digitalisaten sichtbar und – auch dank der im definierten Verfahren der Bestandsliste neu erstellten Beschreibungen – nachhaltig nutzbar bereitstellen. Die Digitalisate und Beschreibungen der Handschriften werden in das Handschriftenportal eingestellt und die Aussagen und Erkenntnisse über diese 354 Tegernseer Handschriften ganz erheblich erweitern. Gegenüber den Angaben im Katalog von Karl Halm von 1878 werden für die Forschung auch mit Autopsie erhobene kodikologische Basisdaten bereitgestellt. Ebenso ist bei den Inhaltsangaben ein bedeutender Fortschritt zu erkennen, denn im Unterschied zu den dort knappen Angaben zu Autor und Titel werden nun auch Informationen zu Incipit, Explicit, Werkidentifikation, Edition und Parallelüberlieferung digital angeboten. Das Verfahren der Bestandsliste hat sich für diesen Teil des Tegernseer Bestands als sehr gut durchführbar erwiesen, was der relativen Homogenität dieser im Kontext der Klosterreform gewachsenen Sammlung und den fallweise enthaltenen Inhaltsangaben in den Handschriften zu verdanken ist. Die Bestandslistenerschließung erlaubte, relativ rasch einen zuverlässigen Überblick über sehr komplexe Handschriften zu bieten und dabei erste Linien und Konturen des Tegernseer Bestandes des 15. Jahrhunderts sichtbar zu machen. In Verbindung mit den online publizierten Digitalisaten erschließen sich der Forschung nach einem im Vergleich zur Tiefenerschließung deutlich kürzeren Zeitraum weitreichende neue Arbeitsfelder.
