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Die ‚Große mongolische Krise‘ des vierzehnten Jahrhunderts aus eurasiatischer Perspektive: Voraussetzungen, Prozesse und Folgen

Antragsteller Dr. Ishayahu Landa
Fachliche Zuordnung Asienbezogene Wissenschaften
Islamwissenschaft, Arabistik, Semitistik
Mittelalterliche Geschichte
Förderung Förderung von 2019 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 429873935
 
Die sog. ‚Große mongolische Krise‘ bezeichnet die 1330er bis 1370er Jahre, in deren Verlauf die Nachfolge-‚Staaten‘ (Khanate bzw. Uluse) des dschingisidischen Vereinigten Imperiums, die Yuan-Dynastie im Osten Eurasiens, das Tschagatai-Ulus im Zentrum, das Dschötschi-Ulus (‚Goldene Horde‘) im Norden und das Ilkhanat im Westen tiefgreifende Transformationen durchliefen. In allen Fällen kam es zu Zersplitterungen, Machtumverteilungen und dem Aufstieg neuer politischer und gesellschaftlicher Akteure. Zwei Khanate lösten sich auf, das Ilkhanat 1336 und die Yuan-Dynastie 1368. Bis dato sind Teilaspekte dieser Prozesse von den Einzeldisziplinen mit Blick auf die jeweiligen Khanate aufgearbeitet worden, eine integrierte Analyse, die die Verläufe vergleicht und die Dynamik der wechselseitigen Verflechtung in den Blick nimmt, ist ein Forschungsdesiderat, dem diese Untersuchung nachkommen möchte. Dabei wird insbesondere auf Subrahmanyams Ansatz der ‚connected histories‘ zurückgegriffen, der die Vernetzung mehrerer kultureller und politischer Räume hervorhebt. So soll zwischen übergreifender Großperspektive, in der das mongolische Eurasien als komplex strukturiertes, aber zusammenhängendes Forschungsthema begriffen wird, und detaillierter Analyse regionaler Einzelentwicklungen austariert werden. Hierzu wird auf ein breites Quellencorpus zurückgegriffen, das Textquellen v.a. auf Chinesisch, Persisch, Arabisch und (Russisch-) Kirchenslawisch ebenso umfasst wie archäologische und numismatische Quellen sowie Kunst- und Architekturobjekte. Dem Projekt ist die interdisziplinäre Ausrichtung zentral eingeschrieben. Nicht zuletzt steht das Vorhaben auch im Dialog mit der Imperienforschung und versucht, Ansätze zum Zerfall von Imperien für den mongolischen Raum fruchtbar zu machen, andererseits aber die bestehenden Theoriemodelle aufgrund der distinkten historischen Perspektive zu erweitern und zu modifizieren.Die primären Forschungsinteressen liegen darin, die Gründe und den Verlauf der Krise im mongolisch-eurasiatischen Raum, sowie den Einfluss der Krisendekaden auf die mittel- und langfristigen Entwicklungen des frühneuzeitlichen Eurasien zu erörtern. Dabei soll eine systematische Analyse anhand von vier Leitkategorien geleistet werden, nämlich „Klima- und Umwelteinflüsse“, „Politik und Militär“, „Gesellschaft und Religion“, „Bevölkerungsmigrationen und Ethnizität“, um das Zusammenspiel aus internen Schwachstellen des Herrschaftssystems und kontingenten Faktoren zu greifen. Ein weiteres Innovationspotential des Vorhabens liegt in dem Versuch, durch ein tiefergehendes Verständnis der mongolischen Krisendekaden und ihrer Nachwirkungen das Verständnis des ‚Frühneuzeitlichen‘ zu präzisieren, um die Wurzeln der späteren globalen Veränderungen Eurasiens infolge von Temürs Eroberungen und den Aufstieg der großen Land- und Seemächte besser nachvollziehen zu können.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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