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Griechische und lateinische Poesie der Antike in der Musik der Neuzeit

Antragsteller Dr. Markus Georg Stachon
Fachliche Zuordnung Griechische und Lateinische Philologie
Musikwissenschaften
Förderung Förderung von 2020 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 430431000
 
Wie Chr. Zgoll 2012 seinem Lehrbuch zur römischen Metrik Aufnahmen von Kompositionen einer musikalisch begabten Studentin beigegeben hat, so ließ schon K. Celtis zu Beginn des 16. Jahrhunderts seinen Schüler P. Tritonius die horazischen Versmaße zum Gebrauch in seinen Vorlesungen vertonen. Daraus entwickelte sich eine Tradition der metrischen Vertonung antiker Dichtung, über deren geeignete Technik fortan von Philologen, Musiktheoretikern und Komponisten gestritten worden ist. An dem Diskurs beteiligten sich mit Kompositionen oder Abhandlungen beispielsweise L. Senfl, H. Glarean, Fr. W. Marpurg, G. Hermann, C. Loewe, Fr. Nietzsche, U. von Wilamowitz-Moellendorff und J. Novák. Daneben gab es aber auch stets Vertonungen antiker Texte, in denen die antiken Sprachen hinsichtlich ihrer rhythmischen Gestaltung gleichermaßen frei behandelt werden wie moderne Nationalsprachen, z.B. von O. di Lasso, M. Reger und C. Orff. Gesammelt wurden Vertonungen antiker Literatur bisher am umfassendsten von J. Draheim, der in den 1970er Jahren in der Heidelberger Bibliothek für Altertumswissenschaften ein umfangreiches Notenarchiv zur Rezeption der Antike in der Musik eingerichtet hat. Dieses weltweit wohl einzigartige Archiv ist allerdings noch nicht durch einen modernen Katalog erschlossen. Daher soll im Rahmen des Projekts eine ausführliche Bibliographie der bekannten Vertonungen antiker Dichtung erarbeitet werden, die einerseits alphabetisch nach Komponist, andererseits systematisch nach vertontem Autor und Entstehungszeit sortiert ist. Sollten dabei vergessene Kostbarkeiten zutage treten, die in kaum einer anderen Bibliothek als in Heidelberg mehr zugänglich sind, sollen diese neu ediert werden. Ein erstes Fundstück, das eine Neuedition verdient, stellen etwa die als romantische Klavierlieder komponierten ‘Musical Settings of the Ancient Lyrics’ von Ch. Salaman dar. Im Hauptteil des Projekts soll die Geschichte der Vertonungen antiker Dichtung in den Originalsprachen nachgezeichnet werden, wobei besonders die Wechselwirkungen zwischen den Entwicklungen in der Altphilologie und der Musiktheorie historisch in den Blick genommen werden sollen. Da die entsprechenden Rezeptionszeugnisse in der Forschung bisher vornehmlich lediglich aufgelistet worden sind, eine kritische Auseinandersetzung mit den darin vorgebrachten Interpretationen der antiken Werke aber fehlt, werden sie im vorliegenden Projekt erstmalig unter sprach-, literatur- und musikwissenschaftlichen Gesichtspunkten analysiert. So werden nicht nur durch die Vorstellung von z.T. unbekannten Kompositionen neue Impulse für die moderne altsprachliche Pädagogik gegeben, sondern auch ein bislang vernachlässigtes Genre der klassischen Musik aufgearbeitet. Ist der Zugang zu altsprachlichen Vertonungen antiker Dichtung durch praktische und theoretische Publikationen wieder ermöglicht, können sie vielleicht sogar ihren Weg zurück in den Konzertsaal finden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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