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Konfigurationen europäischer Messen. Händler, Objekte, Wege (ca. 1350-1600)

Antragstellerin Professorin Dr. Susanne Rau
Fachliche Zuordnung Frühneuzeitliche Geschichte
Mittelalterliche Geschichte
Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Förderung Förderung seit 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 430627254
 
Die Finanzkrise von 2008 hat dazu beigetragen, neue Forschungen in der Wirtschaftsgeschichte anzuregen und im Gegensatz zur disruptiven Qualität des heutigen Geschehens den Blick auf die langfristige Untersuchung historischer Märkte zu lenken. In jüngster Zeit haben die Schläge, die der Organisation des Welthandels versetzt wurden, die institutionellen Analysen unterminiert und Fragen nach der Zukunft des globalisierten Marktes aufgeworfen. Vor diesem Hintergrund zielt das Projekt CoMOR darauf ab, die Geschichte der europäischen Messen aus der Perspektive der Marktintegration aufzuarbeiten. Am Ende des Mittelalters bildeten die Messen ein System, das auf zusammenhängenden zeitlichen Abfolgen (dem „Messekalender“) basierte, das es den Händlern ermöglichte, sich an vorab bekannten Orten und zu vorher bekannten Terminen zu treffen. Die Messen verflochten lokale mit regionalen Märkten und überregionalen Handelsnetzwerken. Im 16. Jahrhundert kam es zu einer Entkopplung von Waren- und Finanzmessen und zum Übergang von Kreditaktivitäten im Zusammenhang mit dem Warenhandel zu Geldmärkten.Die zeitlichen Grenzen des Projekts wurden so gewählt, dass all diese wichtigen Veränderungen berücksichtigt wurden, von der Aufhebung des alten Systems der Champagne-Messen um 1320 bis zum Erfolg der Besançon-Messen nach ca. 1580 bis 1630, die wiederum dem von den Lyoner Messen dominierten Zyklus nachfolgten.Das Projekt wird das Messenetzwerk (und dessen Entwicklung) untersuchen, indem es die Begegnungen der Messehändler, deren Rollenmuster und das Verhalten der verschiedenen Akteure fokussiert. Erstmals werden die Austauschbeziehungen in ihrer räumlichen und zeitlichen Dimension durch den Einsatz einer Datenbank, in der die gesammelten Daten (Messehändler, gehandelte Objekte, Routen und Zeitabläufe) erfasst werden, in einem GIS kartiert. Dieser zentrale Aspekt digitaler Kartographie des Projekts kann sich im französischen Team auf die Expertise in den Digital Humanities und im deutschen Team auf die der Spatial Humanities stützen. Der Schwerpunkt der Untersuchung liegt auf Frankreich, Deutschland und Italien – dem Gebiet, zu dem der Kern des Konsortiums arbeitet, wobei am Ende des Projekts auch andere Wirtschafts- und Kulturräume einbezogen werden sollen.Das deutsch-französische Team hat seine besonderen Stärken erstens in der chronologischen Komplementarität zwischen französischen Mediävisten und deutschen Frühneuzeitlern. Zweitens arbeiten beide Teams ergänzt durch Spezialisten zu Norditalien auf den Hauptgebieten der Untersuchung – Süddeutschland und Lyon – eng zusammen. Wenngleich jedes Team an das Erbe der jeweiligen akademischen Orientierung – in Frankreich die starke Tradition der Sozialgeschichte und der Wirtschaftssoziologie, in Deutschland die Handelsgeschichte – anknüpft, lautet das gemeinsame Ziel schließlich, zu einer europäischen Wirtschaftsgeschichte beizutragen, die auf der Untersuchung der integrativen Wirkung von Messen in der longue durée basiert.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Frankreich
Mitverantwortlich Privatdozent Dr. Heinrich Lang
Kooperationspartner Professor Dr. Jean-Louis Gaulin
 
 

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