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Interdisziplinarität als Arbeitsform - Die Debatten um den epistemischen Status des Erzählens als exemplarischer Fall (1970 - 1990)

Antragstellerin Dr. Petra Boden
Fachliche Zuordnung Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Wissenschaftsgeschichte
Förderung Förderung seit 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 431103346
 
Seit den 1950er Jahren konstituierten sich zunehmend interdisziplinäre Arbeitszusammenhänge in den historisch arbeitenden Geisteswissenschaften der (alten) Bundesrepublik, die nicht nur sporadisch zusammenkamen, sondern sich auch institutionell festigten. Das Projekt fragt nach den personellen, institutionellen und epistemologischen Konfigurationen sowohl innerhalb solcher Gruppierungen als auch zwischen ihnen, um festzustellen, inwieweit der Verlauf und die Ergebnisse der jeweiligen Arbeit davon geprägt wurden.Dabei liegt die Hypothese zugrunde, dass sich diese Arbeitszusammenhänge nicht allein konstituierten, um gemeinsame Probleme zu diskutieren und einer Lösung näherzubringen, sondern dass diese Probleme sich auch – umgekehrt – als gemeinsame in den interdisziplinären Diskussionen allererst zeigten und entsprechende Forschungen anregten. Auf diese Weise wurden neue Themenschwerpunkte gesetzt und zugleich die methodischen, theoretischen und institutionellen Normen ihrer Bearbeitung formuliert sowie zentrale geisteswissenschaftliche Paradigmen der Zeit geprägt.Inhaltlich wird diese Hypothese überprüft am Beispiel der interdisziplinären Debatten zum epistemischen Status des Erzählens als wissenschaftlicher Praxis der Geisteswissenschaften, die sich ab 1970 herauszukristallisieren begannen und als Teil der Arbeit an einer allgemeinen Erzähltheorie verstanden. Im Zuge der Modernisierung und Szientifizierung der Geisteswissenschaften war die Geltung dieser traditionellen Praxis als unwissenschaftlich in Frage gestellt worden und verlangte nach einer theoretischen Reflexion. Für die geplante Untersuchung wurden deshalb Arbeitszusammenhänge ausgewählt, in denen Philologen, Historiker und Philosophen vom Beginn der 1970er bis zum Beginn der 1990er Jahre gemeinsam gewirkt haben, um dieses Problem sowohl theoretisch zu reflektieren als auch praktisch zu bearbeiten. Der Schwerpunkt des Interesses liegt dabei auf der Philologie, weil diese Disziplin im Kontext ihrer Neuorientierung am stärksten von jenen Debatten profitiert hat. Besondere Aufmerksamkeit gilt der Tatsache, dass die beteiligten Wissenschaftler einander vielfach aus vorausliegenden oder parallel laufenden anderen Arbeitszusammenhängen kannten und sich die personellen Zusammensetzungen dieser Gruppierungen häufig überschnitten haben. Damit stellt sich die Frage, zu welchen Effekten solche bestehenden Verflechtungen und Überschneidungen in und zwischen diesen Arbeitszusammenhängen im Hinblick auf Verlauf und Ergebnisse ihrer Arbeit geführt haben. Das Ende des Untersuchungszeitraums um 1990 ist institutionengeschichtlich, theoriegeschichtlich und wissenschaftspolitisch begründet.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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