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"Situative Aufmerksamkeit": Sensing und Sicherheit in der Stadt

Fachliche Zuordnung Soziologische Theorie
Förderung Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 431354515
 
In einer Zeit, in der Gefahren zusehends unvorhersehbar erscheinen, wird Sicherheit immer mehr zu einer Aufgabe von „situativer Aufmerksamkeit“ („situational awareness“), etwa bei der EU- Grenzsicherung, im Vorgehen gegen Cyberkriminalität oder, jüngst, gegen urbanen Terrorismus. Anders als die zukunftsorientierte Vorhersage, die Prävention oder der Vorgriff erfordert Situative Aufmerksamkeit die Konzentration auf das Hier und Jetzt. Sie verlangt Geistesgegenwart und Feingefühl, das heißt die Fähigkeit, Situationen zu lesen und unmittelbar zu re-agieren, um das nächste möglicherweise hereinbrechende Ereignis abzuwenden. In längerfristiger Perspektive kann das Auftauchen des Konzeptes als eine Antwort auf das verfehlte Sicherheitsversprechen liberaler Gesellschaften verstanden werden; doch befördert wurde der Aufstieg des Konzeptes vor allem angesichts der jüngsten Erfahrungen eines neuen Form des Terrorismus, der Einzug ins urbane Leben erhalten hat. Als eine Taktik, Bedrohungen im städtischen Raum zu begegnen, stellt Situative Aufmerksamkeit sich als die zivilisierte Version einer bewährten militärischen Praxis dar und ist zugleich eine praktische Konkretisierung der jüngsten Propagierung von Resilienz im Feld der Sicherheit. Trotz seiner gesellschaftlichen Relevanz gibt es bis heute keine systematische sozialwissenschaftliche Untersuchung zu den vielfältigen sozialen, politischen und rechtlichen Implikationen von Situativer Aufmerksamkeit, vor allem im Kontext urbaner Sicherheit. Drei übergreifende Fragen leiten die Forschung an: Wie formt Situative Aufmerksamkeit Konzeptionen und Praktiken der Sicherheit? Wie verändert sich die Wahrnehmung einer „verletzlichen Stadt“ und die Nutzung des öffentlichen Raumes? Und welche Formen der Subjektivität und der Kollektivität bringt die Relevanz von Situativer Aufmerksamkeit in Gesellschaften der Gegenwart hervor? Das Projekt untersucht die Hinwendung zu Situativer Aufmerksamkeit anhand der empirischen Analyse der jüngst in Deutschland aufgelegten Polizeitrainings, die Bundes- und Landespolizeibeamte darauf vorbereiten sollen, mit „lebensbedrohlichen Einsatzlagen“ umzugehen; indem es den transnationalen und translokalen Transfer von Wissen und strategischen Konzepten nachzeichnet; und indem es in Augenschein nimmt, wie sich die Gestaltung des urbanen Raums unter Bedingungen terroristischer Bedrohungen verändert. Das Projekt versteht sich auch als ein Beitrag zur oft unterschätzten Frage Sicherheit und des Umgangs mit Risiken in der Gegenwart.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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