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Der Einfluss des Klimas auf den jüngsten Gletscherrückgang in der Cordillera Darwin, Feuerland
Antragsteller
Dr. Johannes Fürst
Fachliche Zuordnung
Physische Geographie
Physik des Erdkörpers
Physik des Erdkörpers
Förderung
Förderung seit 2019
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 431767937
Das Eisfeld der Cordillera Darwin (CDI) in Feuerland ist das drittgrößte Eisfeld der südlichen Hemisphäre und speichert etwa die doppelte Eismenge der europäischen Alpen. Generell beobachten wir dort in den letzten Jahren kontinuierliche Dickenabnahme und Gletscherrückgang. Einzelne Gletscher weichen allerdings von diesem Trend ab. Es ergibt sich ein Bild mit stärkeren Verlusten im nördlichen Teil des CDI und stabileren Bedingungen oder sogar Zuwachs und Vorstößen im zentralen und südlichen Teil. Sowohl klimatische als auch eisdynamische Faktoren sind mögliche Erklärungen. Erstere werden durch Energie- und Massenflüsse an der Gletscheroberfläche bestimmt. Letztere eisdynamische Faktoren umfassen Massenverluste an den Eisfronten von Gletschern, die im Meer oder in Seen enden - auch frontale Ablation genannt. Mehr als die Hälfte der Gletscher des CDI münden direkt in proglazialen Seen oder in Fjorden. Eine verlässliche Zuordnung des Gesamtmassenverlustes zu diesen beiden Einflussfaktoren ist bisher nicht möglich, da die Region sowohl klimatologisch als auch glaziologisch kaum erforscht ist. Das Hauptziel dieses Projekts besteht nun darin den klimatischen Einfluss auf den Massenverlust der Gletscher des CDI in den letzten beiden Jahrzehnten zuverlässig zu bestimmen. Diese Bestimmung bietet eine einzigartige Gelegenheit, die Auswirkungen von Klimavariabilität und -wandel in diesen Breiten der südlichen Hemisphäre zu untersuchen. Bei der geplanten Massenbudgetierung wird die klimatische Massenbilanz an der Gletscheroberfläche mit der Gesamtmassenänderung verglichen. Letztere lässt sich aus geodätischen Verfahren der Satellitenfernerkundung ableiten. Die Oberflächenmassenbilanz, die alle Massengewinne und -verluste an der Gletscheroberfläche umfasst, ist jedoch auf verlässliche Informationen der atmosphärischen Bedingungen angewiesen. Da klimatologischen Beobachtungsdaten in der Cordillera Darwin rar sind, planen wir eine Feldkampagne zu Beginn des Projekts, um jüngste Messdaten zu sichern. Um die Messreihen zu verlängern, wird ein 'Downscaling' der atmosphärischen Variablen durchgeführt. Besondere Aufmerksamkeit wird dabei dem Niederschlag und orografischen Effekten über dem Gebirge gewidmet. Die ganzjährig vorherrschenden Westwinde bewirken in dieser Region erhebliche Schneedrift, die die räumliche Heterogenität der Schneeablagerung erhöht. Dieser Prozess wird in einem physikalisch basierten Modell, welches die Energiebilanz an der Oberfläche und die Entwicklung der Schneedecke simuliert, berücksichtigt. Klima- und Modelldaten werden systematische mit den verfügbaren Beobachtungsdaten validiert. Die Simulationen am CDI in den letzten zwei Jahrzehnten ermöglichen es uns dann, die räumlichen und zeitlichen Variationen der Oberflächenmassenbilanz zu analysieren. Durch eine abschließende Massenbilanzierung werden wir eine erste Schätzung der frontalen Ablation und damit der eisdynamischen Kontrolle der Gletscherveränderungen ableiten.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Chile
Mitverantwortliche
Professor Dr. Matthias Holger Braun; Professor Dr. Tobias Sauter
Kooperationspartner
Dr. Ricardo Jaña
