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Tinnitus als Netzwerkproblem – Plastizität in anatomischer und funktioneller Konnektivität

Antragstellerin Dr. Stephanie Rosemann
Fachliche Zuordnung Kognitive und systemische Humanneurowissenschaften
Förderung Förderung von 2019 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 432344335
 
Tinnitus ist die Phantomwahrnehmung eines Geräusches, die ohne externe auditorische Stimulation auftritt. Dieses Geräusch wird häufig als Pfeifen, Summen oder Rauschen im Ohr wahrgenommen. Chronischer Tinnitus – die permanente Wahrnehmung des Tinnitus – betrifft ca. 10-20% der Bevölkerung und kann zurzeit nicht hinreichend behandelt oder geheilt werden. Eine der peripheren Ursachen von Tinnitus ist ein Hörverlust durch Lärmbelastung oder altersbedingter Degeneration. Als Folge kommt es zu plastischen Veränderungen in auditorischen und nicht-auditorischen Hirnregionen. Rauschecker und Kollegen schlagen ein frontostriatales "Gating" (=Steuerungs-) Modell vor. Darin wird angenommen, dass letztendlich der Zusammenbruch des Systems für Geräuschunterdrückung, das durch thalamische und limbische Hirnareale ausgeführt wird, zu chronischem Tinnitus führt. Die genauen zugrundeliegenden Mechanismen sind allerdings bisher noch nicht gänzlich erfasst, da bisherige Studien auch aufgrund ihrer Heterogenität (Unterschiede in Probandenzahlen, geeignete Auswahl der Kontrollgruppe und Analysemethoden) zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Im beantragten Projekt möchte ich daher das frontostriatale Gating-Modell überprüfen und hierzu neuroplastische anatomische als auch funktionelle Veränderungen in Tinnitus-Patienten im Vergleich zu einer Alters- und Hörverlust-angepassten Kontrollgruppe untersuchen. Der Hauptfokus liegt hierbei auf der Bestimmung der Konnektivität, um nicht nur neuronale Plastizität innerhalb von Hirnregionen, sondern auch Änderungen anatomischer und funktioneller Verbindungen zwischen Hirnarealen zu erfassen. Dazu wird die funktionelle Magnetresonanztomographie verwendet, um vorherige Forschungsarbeiten durch neue Mess- als auch Analysemethoden zu ergänzen (z.B. effektive Konnektivität oder Fasertrakt-gewichtete funktionelle Konnektivität). Zusätzlich werden diese Maße mit kognitiven Einschränkungen und Leidensdruck ("Distress", z.B. Depressionen), die oft mit dem Tinnitus einhergehen, in Beziehung gesetzt. Dadurch möchte ich mit diesem Projekt nicht nur meine eigenen methodologischen Fähigkeiten weiterentwickeln, sondern auch einen ergänzenden Beitrag zum jetzigen Wissensstand über die neuronalen Mechanismen von Tinnitus leisten. Hierbei untersuche ich speziell auch das Zusammenspiel von Tinnitus, Leidensdruck, Hörverlust und kognitiven Einschränkungen in Bezug auf neuronale Veränderungen. Im Rahmen dieses Forschungsvorhabens erwarte ich die kausale pathologische Reorganisation, die zu chronischem Tinnitus führt, und neuronale Störungen, die eventuell zu einem Biomarker von Tinnitus werden können, besser zu verstehen.
DFG-Verfahren Forschungsstipendien
Internationaler Bezug USA
 
 

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