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Polyphonie der Heimat. Konstruktionen von Gemeinschaft durch Imaginationen, Praktiken und Gefühle in Sachsen zwischen 1969 und 2000

Antragsteller Dr. Johannes Schütz
Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung seit 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 432598161
 
Heimat hat wieder Konjunktur. Heimat wird in aktuellen politischen Auseinandersetzungen und populärkulturellen Diskursen vielfach thematisiert. Hier setzt mein Forschungsprojekt an. Es zielt darauf, die alltäglichen Konstruktionen von Heimat zu historisieren. Dazu kombiniert es eine Praxisgeschichte mit einer Emotionsgeschichte. Denn im Gegensatz zu den diachronen Unterschieden in den Heimatideen und -konzepten, wurde die Bedeutung von Praktiken, und wie diese durch Vorstellungen und Gefühle strukturiert waren, bisher nicht erforscht. Anhand von ausgewählten Praktiken, untersuche ich, wie in Sachsen zwischen 1969 und 2000 die unterschiedlichsten Akteure Heimatdiskurse und Emotionen in Alltagshandeln transfomierten und so für ihre Lebenswelt übersetzten. In einem Dreischritt nimmt es die Verbindungen zwischen Vorstellungen, Praktiken und Gefühlen in den Blick: Es fragt nach der Übersetzung von Vorstellungen in Diskurse und dem Einfluss dieser Diskurse auf Praktiken, es untersucht wie Praktiken Alltagshandeln routinisierten und damit Diskurse manifestierten und das Projekt erforscht, wie Emotionen, die von Heimatimaginationen angesprochen und abgerufen wurden, Menschen in Praktiken ausdrückten und ausagierten. Mein Projekt nimmt dafür nicht nur die zweite Hälfte der DDR in den Blick, sondern betrachtet die Heimatkonstruktionen über das Ende der DDR hinaus in der Transformationsgesellschaft bis 2000. Auf einer breiten Quellenbasis - Aktenmaterial von Massenorganisationen, Tagebüchern, Briefen, Ortschroniken, Wanderberichten, Stasiunterlagen und Justizakten - untersucht das Projekt die Verbindungen von sehr unterschiedlichen Heimatdiskursen, -praktiken und -gefühlen. Ziel des Projektes ist es dabei zu zeigen, dass über Heimat sehr verschiedene Vorstellungen von Raum, Zukunft und Gemeinschaft in der DDR ebenso wie in der postsozialistischen Gesellschaft ausgehandelt und ausagiert wurden. Inwiefern aber die zahlreichen Diskurse und Vorstellungen von Heimat für die Menschen in Sachsen zwischen 1969 und 2000 tatsächlich handlungsleitend waren, über welche Praktiken Gemeinschaft hergestellt und stabilisiert wurde und welchen Anteil Gefühle daran hatten, erforscht das Projekt.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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