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Das „Verhaltens-Immunsystem“ Grauer Mausmakis: Ursachen individueller Variationen antiparasitärer Verhaltensweisen und deren Folgen für die sozio-ökologischen Merkmalen der Wirte

Antragstellerin Clémence Poirotte, Ph.D.
Fachliche Zuordnung Biologie des Verhaltens und der Sinne
Evolution, Anthropologie
Ökologie und Biodiversität der Tiere und Ökosysteme, Organismische Interaktionen
Förderung Förderung von 2019 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 432648459
 
Parasitenbasierte Selektion führte zur Entwicklung verschiedener Verteidigungsstrategien der Wirte, um der Verbreitung von Parasiten Einhalt zu gebieten. Zusätzlich zum physiologischen Immunsystem (‘ΨIS’) haben Tiere ein sogenanntes “Verhaltens-Immunsystem” (‘βIS’) entwickelt, welches ein komplexes System anti-parasitärer Strategien, wie der Meidung kontaminierter Substrate oder infizierter Artgenossen, beinhaltet. Individuen unterscheiden sich in der Menge an Investment, welches sie in verhaltensbasierte Verteidigung stecken. Das könnte zur heterogenen Verbreitung von Parasiten innerhalb von Populationen geführt und dadurch weitreichende Konsequenzen für sozio-ökologische Merkmale verschiedener Arten haben. Um ihre Fitness zu maximieren, sollten Tiere versuchen eine gute Balance zwischen ΨIS und βIS zu finden, da beide System energetisch kostspielig sind. Die Faktoren, die der Variation anti-parasitären Verhaltens zu Grunde liegen, sind nur schlecht ergründet und wenige Studien haben sich mit Interaktionen zwischen βIS und ΨIS beschäftigt. Mit meiner Studie möchte ich zu diesem neu entstehenden Forschungsfeld beitragen, indem ich anti-parasitäres Verhalten in Grauen Mausmakis (Microcebus murinus) untersuche. Diese nachtaktiven, madagassischen Primaten weisen eine seltene Form fakultativem Soziallebens auf: Tagsüber bilden einige Tiere Schlafgemeinschaften während andere alleine schlafen. Vorstudien zeigen, dass diese Art mehrere anti-parasitäre Verhaltensweisen besitzt und dass es individuelle Unterschiede beim Meiden von Parasiten gibt. Im ersten Teil der Studie sollen mit Hilfe von Verhaltensexperimenten an wilden und in Gefangenschaft lebenden Tieren, die Ursachen für die inter-individuellen Unterschiede bei der Parasitenvermeidung ermittelt werden. Im Detail werde ich untersuchen, (1) ob Tiere, welche häufiger Schlafgemeinschaften bilden, mehr in verhaltensbasierteVerteidigungsmechanismen investieren, um für durch Parasiten bedingte Nachteile höherer Geselligkeit zu kompensieren, als Tiere die häufiger alleine schlafen. Weiterhin teste ich, (2) ob auf Verhalten basierende Verteidigungsmechanismen eine Kompensation für schlechte oder zeitlich kompromittierte Immunkompetenzen darstellen. Im zweiten Teil der Studie verbinde ich einen korrelativen mit einem experimentellen Ansatz und untersuche den Einfluss der Vermeidungsverhalten auf verschiedene Aspekte der Schlafökologie der Tiere. Genauer gesagt, prüfe ich, (1) ob Kontaminationen der Nester durch Parasiten Änderungen in der Nutzung der Schlafplätze bewirkt und, (2) ob individueller Parasitenbefall die Zusammensetzung von Schlafgemeinschaften beeinflusst. Somit hat dieses Projekt das Potenzial, die wichtige Rolle von βIS beim evolutionären Wettrüsten zwischen Parasiten und Wirten aufzudecken.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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