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Toleranz und Intoleranz in der arabischen Moderne. Philosophische Perspektiven

Fachliche Zuordnung Praktische Philosophie
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 433214420
 
Im Zentrum des geplanten Vorhabens steht die philosophische Untersuchung der Debatte um Toleranz und Intoleranz in der arabischen Moderne von der zweiten Hälfte des 19. Jh. bis in die Gegenwart. Intoleranz und Toleranz sind aktuelle, hochbrisante Themen, die nach einer globalen Auseinandersetzung und Lösung verlangen und in der Diskussion der arabischen Moderne – verstanden als unvollendetes Projekt – bereits eine globale Dimension hatten: sie findet in islamisch geprägten Regionen wie Ägypten, Syrien, Tunesien, dem Libanon oder Indien statt, in Nord- und Lateinamerika (syrische Diaspora) und im Pariser oder New Yorker Exil. Sie ist öffentlich und wird von unterschiedlichen Autoren (Philosophen, Reformisten und Literaten) mit unterschiedlichen religiösen Hintergründen kontrovers geführt. Ist diese globale Dimension freilich eine innerhalb arabischsprachiger Autoren, so speist sich diese Debatte doch aus einer beständiger Auseinandersetzung mit der europäischen Moderne, nimmt in Form von Übersetzungen und Begriffsschöpfungen einen Wissenstransfer vor und weist somit weit über den arabischen Raum hinaus. So zentral die arabische Moderne als eine Epoche des Wissenstransfers, der kritischen Revision der Tradition, des Pluralismus der Religionen, der begrifflichen Neuschöpfung und Erneuerung von Argumentationsstrategien für die Philosophie ist – so wenig findet sie gegenwärtig in genuin philosophischen Auseinandersetzungen Beachtung. Mein Projekt wendet sich diesem Forschungsdesiderat zu und nimmt eine philologisch-hermeneutische, ideengeschichtliche und normative Analyse der Debatte um Toleranz und Intoleranz vor. Während in der islamwissenschaftlichen Forschung hauptsächlich nach dem Status eines Nicht-Muslimen innerhalb einer muslimischen Gesellschaft gefragt wird, sollen hier vor allem die säkularen Toleranzauffassungen im Zentrum stehen. Besonders beachtenswert ist dabei, dass auch dem Intoleranzbegriff in seinen gegensätzlichen und zum Teil sogar positiv konnotierten Bedeutungen in einigen arabischen Texten eine große Beachtung zukommt. Dieser Wertschätzung gegenüber steht bei anderen Autoren wiederum eine „Pathologie der Intoleranz“, die sich als Zeit- und Kulturdiagnose und als Kritik des Fanatismus versteht. Mit Fokus auf die Werke ausgewählter arabischsprachiger Philosophen der Gegenwart wie z.B. Ṣ. al-ʿAẓm, N. Naṣṣār, M. Wahba und F. at-Trīkī soll eine Kritik der Intoleranz geleistet werden.Der philosophischen Rekonstruktion dieser Debatte in der arabischen Moderne in Form einer Typologie der Toleranz und Intoleranz, in der nicht zuletzt Reflexionen über Meinungs- und Religionsfreiheit im Zentrum stehen, geht eine systematische Auswertung einher. Diese Auswertung, in der die globale Relevanz von Toleranzentwürfen betont und ihre transkulturelle Dimension geprüft werden soll, orientiert sich sowohl an der arabischsprachigen Gegenwartsphilosophie als auch an den Standartwerken zur europäischen und nordamerikanischen Toleranzdiskussion.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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