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Umkämpfte Frömmigkeit und Säkularität: Familien- und Jugendpolitik in der post-kemalistischen "Neuen Türkei"
Antragsteller
Professor Dr. Markus Dreßler
Fachliche Zuordnung
Religionswissenschaft und Judaistik
Empirische Sozialforschung
Empirische Sozialforschung
Förderung
Förderung seit 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 434194191
Dieses Forschungsprojekt untersucht in zwei aufeinander bezogenen Teilprojekten zur Familien- respektive Jugendpolitik die Auswirkungen der jüngeren Umwälzungen in der Türkei auf diese beiden Bereiche. Als traditionell wichtige Arenen der religionspolitischen Auseinandersetzung in der Türkei sind die Politikfelder Familie und Jugend wichtige Referenzpunkte für die Verhandlung von diskursiven sowie praktischen Formen von Säkularität und Frömmigkeit. Besonderes Augenmerk wird daher auf die von der moderat islamistischen Partei für Gerechtigkeit und Fortschritt (AKP) seit ungefähr 10 Jahren angetriebenen Veränderungen in diesen Politikfeldern, ihre zugrundeliegende religionspolitische Vision und ihre Resonanz in unterschiedlichen gesellschaftlichen Milieus der türkischen Gesellschaft gelegt.Die Familien- und Jugendpolitik war seit Gründung der Republik zentral für die, zunächst säkularistisch orientierte, türkische Modernisierungspolitik. Für den Islamisierungskurs der AKP konstituiert sie damit ein besonders symbolträchtiges Feld der politischen Auseinandersetzung. Erklärtes Ziel der Partei ist die Schaffung einer ‚Neuen Türkei‘ auf der Basis einer post-kemalistischen ‚frommen Generation‘. Folgende Fragen werden, mit Fokus auf dem Verhältnis religiöser und säkularer Semantiken bei der Aushandlung und Gestaltung von Familien- und Jugendpolitik, die Analyse leiten: Wie wird die Familien- und Jugendpolitik der AKP in der türkischen Öffentlichkeit repräsentiert und verhandelt und welche Rolle spielt dabei Religion? Wie wird diese Politik auf nationaler, regionaler und kommunaler Ebene umgesetzt? Was für ein politisches Subjekt soll durch diese Politik gefördert werden? Was sind aus Sicht der Bevölkerung sowie von auf die Bereiche Jugend und Familie spezialisierter NGOs zentrale Fragen und Problemfelder türkischer Familien- und Jugendpolitik? Welchen Einfluss hat die AKP-Politik auf den Alltag türkischer Staatsbürger*innen aus unterschiedlichen Milieus? Die beiden Teilprojekte bedienen sich unterschiedlicher Methoden im Kontext eines übergeordneten Grounded Theory-Ansatzes: (1) Analyse von AKP-Diskursen zur Familien- und Jugendpolitik sowie der Reaktionen, die diese in der Öffentlichkeit hervorrufen; (2) Fokusgruppeninterviews mit NGOs zur Familien- und Jugendpolitik in der Türkei und den von der AKP in den letzten Jahren vorangetriebenen Reformen; (3) milieuspezifische Gruppendiskussionen mit Bewohner*innen ausgewählter Städte/Stadtteile. Besondere Aufmerksamkeit wird darauf gelegt, wie die beiden Politikfelder im Kontext konkreter Alltagslebenswelten interpretiert werden. Dabei werden religiöse und säkulare Einstellungen jedoch nicht als antagonistische Gegenüber, sondern als ambivalent, situativ und in vielfältigen komplexen Beziehungen zueinanderstehend verstanden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Türkei
Mitverantwortliche
Professor Dr. Christoph Kleine; Professor Dr. Roman Loimeier; Professorin Dr. Monika Wohlrab-Sahr
Kooperationspartnerin
Professorin Dr. Demet Lüküslü