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Das Zwischenspiel interpersonaler und intrapersonaler Konflikte als eine Barriere für nachhaltige Einigungen
Antragsteller
Dr. Johann Majer
Fachliche Zuordnung
Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung
Förderung seit 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 436584348
Interessenskonflikte zwischen Parteien sind zentrale Bestandteile der größten, gesellschaftlichen Herausforderungen. Die empirische Verhandlungsforschung hat einen enormen Beitrag dazu geleistet, den Einfluss psychologischer Prozesse auf Einigungen zwischen Parteien zu erforschen. Jedoch beruhen viele Konflikte nicht nur auf unterschiedlichen Interessen zwischen Parteien, sondern beinhalten auch unterschiedliche Interessen über die Zeit. Parteien erleben also nicht nur einen Interessenskonflikt zwischen den eigenen und den Interessen der Gegenseite (d.h. einen interpersonalen Konflikt), sondern auch einen Konflikt zwischen den eigenen, unmittelbaren Interessen in der Gegenwart und den eigenen, langfristigen Interessen in der Zukunft (d.h. einen intrapersonalen Konflikt). Während sich die individuelle Entscheidungsforschung intensiv mit der Lösung intrapersonaler Konflikte beschäftigt hat, haben diese in der Verhandlungsforschung bisher kaum Beachtung gefunden. Das übergeordnete Ziel des vorliegenden Forschungsprojektes besteht darin, beide großen Forschungsbereiche zu integrieren und somit das Zwischenspiel interdependenter, psychologischer Konflikte auf sozialer und temporaler Ebene zu untersuchen. Aufbauend auf Befunde der Entscheidungs- und Verhandlungsforschung, wird angenommen, dass insbesondere das Zwischenspiel interpersonaler und intrapersonaler Konflikte, in dem diese wechselseitig abhängig sind, eine enorme Herausforderung an die Parteien bei der Konfliktlösung stellt. Hierbei müssen die Parteien nicht nur eigene Interessen mit denen der Gegenseite koordinieren, sondern auch die eigenen, zukünftigen Interessen mit ihren gegenwärtigen Interessen in Einklang bringen. Daher können für beide Seiten nachhaltige Einigungen nur erreicht werden, wenn Parteien ihre in Konflikt stehenden Interessen allumfassend und unverzerrt berücksichtigen. Auf Grundlage früherer Forschung, wird ein theoretisches Rahmenmodell entwickelt, das mit der Prämisse beginnt, dass Parteien interdependente Konflikte nicht auf umfassende, unverzerrte Weise, sondern auf eine priorisierte Art und Weise lösen. Unter Berücksichtigung der psychologischen Prozesse sozialer Abwertung, zeitlicher Diskontierung und wahrgenommener Autonomie in der Entscheidung, wird vorhergesagt, dass für die Parteien der gegenwärtige, soziale Konflikt (d.h. gegenwärtiger interpersonaler Konflikt) erste Priorität bei der Konfliktlösung hat, der Konflikt zwischen gegenwärtigen und zukünftigen Interessen (d.h. intrapersonaler Konflikt) zweite Priorität hat, und der zukünftige soziale Konflikt (d.h. zukünftiger interpersonaler Konflikt) letzte Priorität hat. Das beantragte Forschungsprojekt zielt darauf ab, das Zwischenspiel sozialer und temporaler Interessenskonflikte zu untersuchen und dadurch neue Erkenntnisse zu psychologischen Barrieren für nachhaltige Lösungen zu gewinnen, sowie diese in die sozialpsychologische Forschung im Allgemeinen und die Verhandlungsforschung im Speziellen einzuführen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen